Alpine Caving News

Dienstag, März 21, 2006

Deutschland - Hoher Göll - Umgänge

Tabellenführer 1336/187:
entgegen meiner Annahme im Post vom 30.1.2006 (siehe unten), dass die Forschungen im Tabellenführer mit dem Oktobervorstoß von Ulrich Meyer und Florian Schwarz für 2005 abgeschlossen sind, kam es nur ca. eine Woche später zu einer ersten Vermessungstour in die neu entdeckten Bereiche. Hierzu ein Kurzbericht von Thomas Matthalm, den er auch in den neuesten Verbandsmitteilungen 1/2006 veröffentlicht hat.
Neuland im Tabellenführer am Hohen Göll:
250 m Längenzuwachs, zwei viel versprechende Tiefenfortsetzungen und eine Filmdokumentation sind das Ergebnis einer Dreitagestour in die am Hohen Göll gelegene Schachthöhle Tabellenführer.
Ansatzpunkt der Forschungsaktivitäten war eine mit Verbruch und Lehm verfüllte Engstelle in 220 m Tiefe. Diese konnte von Florian Schwarz (Erlangen) und Ulrich Meyer (München) im Rahmen einer zweitägigen Vorstoßtour Mitte Oktober 2005 geöffnet und auf befahrbare Größe ausgeräumt werden. Die Ausdauer und Kälteresistenz der beiden Forscher wurde mit der Entdeckung teils sehr großer Gangpassagen belohnt.
Eine Woche später haben Anja und Thomas Matthalm zusammen mit Marcus Preißner (alle München) in den bereits begangenen Höhlenteilen 250 m Gangstrecken vermessen und zwei stark bewetterte Fortsetzungen erkundet. Während eine Steilstufe am bisherigen Endpunkt des durchschnittlich 10 m breiten und mit 40 Grad Neigung fallenden Hauptgangs aus Sicherheitsgründen (labile Blöcke) nicht mehr abgestiegen wurde, konnte in einem großräumigen Seitencanyon ein 36 m tiefer Schacht bis zu einem Zwischenboden befahren und dokumentiert werden. In knapp 300 m Tiefe musste der Vorstoß aus Zeit- und Seilmangel am Rand eines eher noch tieferen Schachtes abgebrochen werden.
Mit einer neuen Gesamtganglänge von 1.290 m und einem Tiefenpotential von deutlich über 300 m nimmt der Tabellenführer jetzt den dritten Platz der längsten und tiefsten Höhlen des alpinen Karstplateaus der Umgänge am Hohen Göll ein. Obwohl die Aussichten auf einen weiteren Längen- und Tiefenzuwachs ausgezeichnet sind, ist angesichts der schnell voranschreitenden Vereisung zu befürchten, dass die Höhle bald nicht mehr zugänglich sein wird.

Die Forschung wird im Sommer 2006 fortgesetzt.
(Thomas Matthalm, München)