Alpine Caving News

Mittwoch, Februar 06, 2008

Alpine caving News wird nicht mehr aktualisiert

leider bin ich aus beruflichen Gründen momentan nicht mehr in der Lage diese Seite zu aktualisieren.
Eine News- Seite "lebt" aber gerade davon, das Forschungen einigermassen zeitnah und aktuell präsentiert werden und nicht, wie in letzter Zeit häufig geschehen um Monate versetzt und/oder unvollständig.

Somit ziehe ich die erforderlichen Konsequenzen, denn eine "schlechte Seite ist aus meiner Sicht schlechter als keine Seite!"

Ich möchte mich bei allen fleissigen Mitschreibern vielmals bedanken, bei allen für die vielen positiven Resonanzen und wünsche euch weiterhin erfolgreiche Forschungen.

Glück tief
Frank

P.S.: die zwei letzten News habe ich natürlich noch gepostet!

Österreich - Totes Gebirge - 'in den Karen'

Sehr erfolgreicher Jahresauftakt auf der Tauplitz-Hochalm:
Verbindung zwischen Ozonloch und DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem endlich realisiert!
Die Gesamtlänge wächst durch den Zusammenschluss auf über 20 km, die Niveaudifferenz klettert auf -1092 m.
Von 25. bis 28. Jänner 2008 unternahmen Michael BEHM und Robert SEEBACHER vom Verein für Höhlenkunde in Obersteier (VHO) eine insgesamt 71-stündige, äußerst erfolgreiche Forschungsfahrt in das Ozonloch (1625/406 a-e). Ziel der Tour war, einmal mehr, die Suche nach einer Verbindung zum DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem (1625/379 a-e).
Nachdem der auf 1995 m Seehöhe gelegene Eingangsschacht unter der Schneedecke freigelegt wurde stiegen die beiden am ersten Tag bis zum Biwak in 460 m Tiefe ab.
Am nächsten Tag gingen sie daran, eine erst im Oktober 2007 entdeckte, aussichtsreiche Fortsetzung weiter zu erforschen.
Dazu war es notwendig, über drei kleine Schachtstufen (6 m, 9 m und 7 m) aufzusteigen. Obwohl einige Passagen frei kletterbar waren, erwies sich ein Hilti-Bohrhammer dabei als äußerst nützlich. Oberhalb der Schachtreihe gelang durch Ausräumen eines labilen Versturzes der enge Durchstieg in einen neuen, geräumigen Höhlengang. Dieser ist deutlich bewettert und setzt sich in zwei Richtungen fort. In Richtung Nordosten mündet der Gang aber bereits nach wenigen Zehnermetern von oben wieder in bekannte Teile des Ozonlochs.
In der Gegenrichtung führt der Gang ebenfalls bald zu einem Abgrund, welcher aber an der linken Schachtwand traversiert werden konnte. Durch ein Gangfenster war es hier möglich, wieder eine aussichtsreiche Fortsetzung zu erreichen.
Die bisher gefundene neue Passage verläuft parallel zwischen Ozonloch und Sonnenleiterschacht von NO nach SW. Ab hier führt der Gang aber nach einem 90° Knick direkt auf die Nordwestpassage des Sonnenleiterschachts zu. Leider währte die Freude nur kurz, denn nach wenigen Metern versinkt der Gang in einem stark bewetterten Lehmsiphon.
Nun war wieder einmal Graben angesagt. Der durch ein Tropfwassergerinne sehr feuchte und klebrige Lehm war nur mühsam aus der nach unten führenden Passage zu entfernen. Nach etwa 2 Stunden gelang es aber schließlich das Sediment mit den Füßen so weit nach unten durchzuschieben, dass ein Durchschliefen möglich wurde.
Was nun folgte, kann nur als Höhlenforschertraum bezeichnet werden. Ein wunderschöner, trockener phreatischer Tunnel mit 2-3 m Durchmesser führt weiter, fast schnurgerade auf die auf gleicher Höhe liegenden Gänge des DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystems zu. So wie sich die Distanz zwischen den beiden Höhlen von Messzug zu Messzug verringerte, stieg die Spannung fast bis ins unermessliche. Welches Hindernis würde die Höhle, so knapp vor dem Ziel noch parat haben?
Keines! Etwa 200 m hinter dem Lehmsiphon mündet der Tunnel ohne weitere größere Hindernisse schließlich in die bekannten Teile des Sonnenleiterschachtes. Nur ein 10 m tiefer Abstieg trennte uns von bereits erforschten Teilen. So wurde die schon lange vermutete Verbindung am 26.01.2008 um 19:35 Uhr endlich verwirklicht.
Am nächsten Tag wurde die weit entfernt liegende Fortsetzung des Traglganges aufgesucht. Dazu musste bis in eine Tiefe von 580 m abgestiegen, und dahinter wieder 100 Höhenmeter aufgestiegen werden. Mittels Akku-Bohrhammer gelang es dort eine 10 m hohe Kletterstelle zu überwinden. Leider führt der Gang auch darüber bald wieder senkrecht nach oben und konnte aufgrund von Materialmangel nicht weiter verfolgt werden. Beim Rückweg wurden dann noch einige kleine Seitenteile aufgearbeitet.
Insgesamt war es bei dieser Tour möglich 346 m Neuland zu vermessen, wodurch das DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem nun eine neue vermessene Gesamtlänge von 20.926 m aufweist.
Die Horizontalerstreckung erhöhte sich auf 1.620 m, die Niveaudifferenz kletterte auf -1092 m.
Insgesamt hat das ausgedehnte Höhlensystem nun 10 Eingänge, bzw. 4 auf das Hauptniveau-1550 hinabführende Schachtsysteme
.
Das DÖF-Sonnenleiter-Höhlensystem ist nun die drittlängste, bzw. wieder tiefste Höhle des Toten Gebirges und der gesamten Steiermark.
Dank:
Herbert BLIEM und Patrick HAUTZINGER, die bei dieser Tour beim Materialtransport an der Oberfläche mithalfen.
An der Erforschung des Ozonlochs und der Nordteile des Sonnenleiterschachtes waren folgende Personen beteiligt: H. ANDRÉ, M. BEHM, C. ENDLER, A. GLITZNER, P. HAUTZINGER, K. JÄGER, P. JEUTTER, S. KOGLER, U. MEYER, A. NÖSTL, A. ÖRTEL, M. REICHMANN und R. SEEBACHER
. (Robert Seebacher, 1.2008)

Bilder/Robert Seebacher:
1. Glückwunsch zur realisierten Verbindung!
2. Lehmpolygone im Verbindungsgang
3. im Verbindungsgang
4. im Traglbachsystem





Österreich - Loferer Steinberge

Kurzbericht über das Forschungslager der DAV- Höhlengruppe Frankfurt/Main - Loferer Schacht (1323/42) und Kristallcanyon:
2007 stand die weitere Erforschung des Loferer Schachts und des Kristallcanyons im Vordergrund der Aktivitäten der DAV Höhlengruppe Frankfurt/Main.
In der Forschungswoche im Oktober 2007 wurde im Loferer Schacht eine Gesamttiefe von -806,49 m (+9,82 m; -796,67 m) und eine Gesamtlänge von 7800,73 m erreicht. Der Kristallcanyon konnte bis auf eine Gesamtlänge von 473,23 m und einer Tiefe von -228,14 m Tiefe erforscht und vermessen werden. Siehe Bericht und Pläne unter http://www.caverender.de/davhgffm/davhgffm.htm.
Im Zeitraum von September 2006 bis September 2007 wurden in beiden Höhlen kontinuierliche Wind- und Temperaturmessungen durchgeführt. Durch den Vergleich mit den Lufttemperaturen nahegelegener Wetterstationen und unter Berücksichtigung der winterlichen Schneeverhältnisse konnten jahreszeitliche Windsysteme nachgewiesen werden, welche die theoretischen Modelle bestätigen. Siehe Bericht zur Windmessung im Lofer Schacht unter http://www.caverender.de/wind/wind.htm.
Auch 2008 plant die DAV Höhlengruppe Frankfurt/Main die weiterer Erforschung der Höhlen in den Loferer Steinbergen. Zur Feststellung des Umfangs der Windsysteme am Boden des Loferer Schachts und im Kristallcanyon sollen in der Saison 2008 / 2009 zwei weitere Langzeit-Windmessungen durchgeführt werden. (Jochen Hartig, 1.2008)
Bilder von ?:
1. Aufstieg im Schnee
2. das Team
3. im Kristallcanyon





Sonntag, Oktober 28, 2007

Österreich - Gesäuse - Hochtorgruppe

Speleo Alpin VI, Kat.- Gruppe 1712 (Gesäuse, Stmk.)
Bei den diesjährigen, durch Schneefälle stark behinderten Forschungen in der Hochtorgruppe vom
15.- 22.9. 2007 wurden rund 860 m Gangstrecken (besser: Schachtstrecken) in 5 bereits bekannten und 18 neuen Höhlen (richtiger: Schächten) aufgenommen.

Der Tellersackcanyon erreichte als nach wie vor größtes Objekt 325 m Tiefe bei 1220 m Ganglänge, er weist nun zwei bis in über 300 m Tiefe reichende Äste auf. Am Tiefstpunkt zieht ein wasserführender, großräumiger Schachtcanyon weiter in die Tiefe - allerdings hinter einem 200 m langen Engstellenmartyrium und dem nachfolgenden und unausweichlichen Wasserfall "Milkabrause".
Der Roßkarschacht erreichte rund 400 m Länge bei 85 m Höhenunterschied, der Schneekarschacht XI 130 m Länge und 50 m Tiefe.
Bemerkenswerte Neuentdeckungen sind die Seekarschächte XV (L 115, H -30) und XVI (L117, H -104) sowie der Ro�karschacht XV (L 125, H -72). Schön ist, dass in keinem dieser Objekte ein Ende erreicht wurde. Einige waren davon nur Ausweichziele für vom Neuschnee verdeckte Höhlen. Das höchstgelegen Objekt war der Kirchengratschacht I in 2270 m Seehöhe unweit des Gipfels des Gr. Ödsteins - hübsche 4 Stunden und 1400 Hm über nächstgelegenen Ausgangspunkt. In der Planspitz-Nordwand wurde ein großes sandsteinverfülltes Profil eines großen Paläo-Höhlenraumes entdeckt, und einige für die Gesäusehöhlen neue Tierarten konnten fotografiert werden.
Teilnehmer: Reinhard und Walter Fischer, Robert Fröhlich, Andreas Glitzner, Gerlinde und Eckart Herrmann, Erich Hofmann, Peter Kalsner, Walter Kogler, Simone Pysarczuk, Heli Roithner, Karl Stöger, Peter Straka


Bilder/ E. Herrmann, R. Fröhlich:



http://www.ogh.ch/cabe_vienna/

Schweiz - Rhätikon - Sulzfluh

Forschungen auf der Sulzfluh im August 2007 - Entdeckung der Eisfeldhöhe 2113/100:
Im Zeitraum vom 16.08. bis 19.08.2007 wurde nach einigen Jahren erneut ein Forschungslager auf der Tilisunahütte abgehalten. Unter den 9 Teilnehmern waren sowohl Mitglieder des Mitglieder des Karst- und Höhlenkundlichen Ausschusses des Vorarlberger Landesmuseumsvereins als auch der Ostschweizer Gesellschaft für Höhlenforschung und des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich.

Ziel war vor allem eine ausdehnte Geländebegehung im Bereich der Weißplatte und der Sulzfluh, wobei für eine systematische Prospektion hochauflösende Orthofotos zur Verfügung standen. Um auch ja keine Lücken an der Oberfläche offen zu lassen, wurden Suchquadranten mit Hilfe von Steinmännern abgesteckt und per GPS lagerichtig eingemessen. Dieses System wurde bereits von den Schweizern vor einigen Jahren im Gebiet erfolgreich angewandt und wurde nun weitergeführt.
Insgesamt konnten während der vier Forschungstage 25 neue Objekte aufgefunden werden, wobei vier Höhlen genau vermessen wurden, darunter eine Mittelhöhle. Von einigen bereits bekannten Objekten konnten genaue Koordinaten erhoben werden. Mit der Entdeckung der so genannten Eisfeldhöhle kann das Forschungslager als durchaus sehr erfolgreich bezeichnet werden, da es sich dabei bis dato um die erste Höhle im zentralen Sulzfluhplateau handelt, die über mehrer Schachtstufen in ein größeres und daher erst ansatzweise erkundetes Horizontalsystem führt. Die aktuelle Ganglänge der Höhle beträgt 162 m bei einer Tiefenerstreckung von 59 m.
Etliche Fortsetzungen, welche zum Teil auch bewetter sind, sind vorhanden.
Teilnehmer: Uli Sagmeister, Emil Büchel, Rebecca Tsukalas, Paul Schmiedinger, Christoph Schurr, Alex Klampfer, Andreas Neumann, Yvo Weidmann, Silvia Trüb

Weitere Forschungen in der Eisfeldhöhle:
Bei zwei Touren in die erst im August dieses Jahres entdeckte Eisfeldhöhle konnten die bereits erkundeten Teile vermessen werden, wobei auch weiteres Neuland aufgefunden wurde. Der große Horizontalgang, welcher am Ende der Schachtreihe in rund 70 m Tiefe seinen Ansatz nimmt weist mehrere noch unbearbeitete Seitenstrecken auf. Die Hauptfortsetzung stellt ein großer bewetterter Schlot dar, an dessen Decke in rund 10 m Höhe zwei Gangansätze zu erkennen sind. Die aktuelle Ganglänge der Höhle beträgt 255 m, die Tiefe 76 m. Weitere Forschungen in diese äußerst interessante Höhle sind geplant. Teilnehmer: Herbert Flatz, Hans Stoxinger, Paul Schmiedinger, Rebecca Tsukalas, Alex Klampfer

http://www.ogh.ch/cave_vienna/
http://www.eigelb.at/?sID=203&Ing=1
http://www.lochstein.de/hoehlen/Ch/sulzfluh/sulzfluh.htm

Österreich - Kräuterin

Schönes Neuland in der Bärwies-Eishöhle 1812/11:
Nachdem im Juni dieses Jahres im Rahmen einer Vereinsfahrt eine Fortsetzung in 150 m Tiefe erkundet und teilweise vermessen wurde, wurde vom 6.-7.8.2007 im Bereich des sogenannten "Stiegenhauses" weitergeforscht. Nach einem kurzen Schachtabstieg folgen wieder größere horizontale Teile. Bemerkenswert in den neuen Teilen ist die starke Versinterung, welche jedoch größtenteils wieder durch Korrosion im Abbau begriffen ist. In Summe kamen 324 m Neuland hinzu.
Die Ganglänge der Bärwies-Eishöhle beträgt nun 6824 m.
Teilnehmer: M.Behm, M.Hammer, P.Kalsner, L.Plan

Bilder/Lukas Plan:

Österreich - Hochschwab - Polsterkar

Forschungslager auf der Hochalm (Hochschwab, Stmk., Katastergruppe 1744) vom 25.-29.8.2007:
Die Hochalm liegt auf 1600 m Seehöhe im NW des Hochschwabs und ist eines der abgeschiedensten Gebiete auf der Karsthochfläche. Im Rahmen von Karstkartierungen wurden hier in den letzten Jahren zahlreiche Schächte von L.Plan vermerkt. Ziel der diesjährigen Expediton war es, ausgehend von einem Zeltlager auf der Hochalm dieses Gebiet systematisch zu bearbeiten. Es wurden 13 neue Höhlen aufgenommen, wobei die Pol-Monster-Doline, deren Einstieg auf 2050 m liegt, hervorsticht. Der Einstiegstrichter hat 100 m x 70 m Durchmesser und bricht an einer Seite 60 m senkrecht ab. Am Grund konnte ein Schneekegel überwunden werden, wobei dahinter ein stark bewetterter und großräumiger Canyon ansetzt. Dieser wurde bis in 150 m Tiefe verfolgt und setzt sich fort. Am 4. Tag der Expedition kam es zu einem schweren Unfall. Eine Teilnehmerin stürzte in einen 13 m tiefen Tagschacht und zog sich schwere Kopfverletzungen zu. Sie wurde mit dem Hubschrauber in die Intensivstation des LKH Bruck an der Mur geflogen. Glücklicherweise erholt sie sich rasch und ist auf einem guten Weg der Besserung.
Teilnehmer: Y.Baron, Joska ?, ?, M.Behm, M.Hammer, A.Klampfer, L.Plan, D.Sulzbacher, E.Zakharova
Bilder/ A. Klampfer:

Österreich - Totes Gebirge - 'in den Karen'

Forschungen im Burgunderschacht (1625/20) - Bereich Glykolschacht - Tauplitz-Schachtzone
Eine 4-tägige Biwaktour vom 29.9-2.10.2007 in den Höhlenteil Glykolschacht brachte leider nur 86 m Ganglängenzuwachs. Die erhoffte Verbindung zum Canyonschacht scheiterte an mehreren Engstellen. Stützpunkt war das Grisu-Biwak in 330 m Tiefe. Mehrere Fortsetzungen sind noch vorhanden, jedoch gestaltet sich das Weiterkommen schwieriger als erwartet. Die Tour wurde auch dazu benutzt, die Einbauten zu verbesseren und diverse Altlasten aus der Höhle zu entfernen.

Die Ganglänge des Burgunderschachtes beträgt nach dieser Tour 20247 m.
Teilnehmer: M.Behm, M.Hammer
http://www.ogh.ch/cave_vienna/

Dienstag, Oktober 09, 2007

Österreich - Totes Gebirge - 'in den Karen'

Tief unter dem Gr. Tragl - Ozonloch 1625/406
Vom 04. bis 06. Oktober 2007 konnte wieder einmal eine Forschungstour in das Ozonloch durchgeführt werden.
Die insgesamt 51-stündige Tour unternahmen Peter Jeutter und Robert Seebacher, wobei das Biwak in 460 m Tiefe als Stützpunkt für die Forschungen diente.
Am ersten Tag wurde bis zum Biwak abgestiegen und ein direkt dahinter beginnender Horizontalgang weiter erforscht. Die relative Nähe zu den Gängen des Sonnenleiterschachtes machen diesen Höhlenteil besonders interessant. Teilweise fehlen nur noch etwa 70 m horizontal und wenige Meter vertikal zwischen den beiden Höhlen. Der Versuch eine mit zähem Lehm verstopfte Fortsetzung aufzugraben scheiterte. Ebenso erbrachte der Aufstieg in einen Seitenkolk kein brauchbares Ergebnis. Bei der dritten Fortsetzung gelang es aber weiter vorzustoßen. Hier war aber auch leider bald eine ohne Bohrmaschine unüberwindliche Kletterstelle erreicht. Kräftige Wetterführung machen diesen Ansatz aber zum Hoffnungsträger für eine mögliche Verbindung.
Am zweiten Forschungstag ging es in die bisher tiefsten Teile der Höhle. Der bereits bei der letzten Tour entdeckte Bach schüttete diesmal noch mehr (~ 20-30 l/s) und so verzichteten wir auf einen Abstieg in den Endschacht bei -591 m.
Stattdessen gingen wir daran, den großen bei -570 m, in Richtung NW ziehenden Gang weiter zu erforschen.
Zu unserem Entsetzen endete der schöne Tunnel bereits nach etwa 50 m an einem Lehmverschluss, bzw. an zwei Siphonen, aus denen der Bach austritt. Es gelang uns aber glücklicherweise über einen etwa 8 m hohen Schlot in eine obere Etage vorzudringen. Hier dominieren schöne phreatische Profile und vorerst trockener Lehmboden. Bald ändert sich aber das Gepräge des Ganges. Es geht ständig mit etwa 20 Grad Neigung nach oben, wobei in der Gangsohle ein Canyon ausgebildet ist. Alles ist mit glitschigem Lehm überzogen und es gibt kaum brauchbare Griffe oder Tritte. So kämpften wir uns die schnurgerade, etwa 80 m lange Passage nach oben, der wir den Namen "Unbegehbarer Gang" gaben. Messzüge mit bis zu 26 m Länge entschädigten uns aber für die Mühen. Bei einem Knick in Richtung SW schien der Gang wieder angenehmer zu werden. Leider folgte aber schon nach wenigen Metern eine lehmige Schachttraverse und ein 4 m hoher Aufstieg. Hier ging dann unser letztes Stück Seil zu Ende und der gleich darauffolgende 5 m Abstieg musste mittels Steig- und Sicherungsschlingen überwunden werden. Eine weitere Kletterstelle konnte über ein Bodenloch umgangen werden, wodurch wir wieder in einen größeren Gang gelangten. Wieder Schnurgerade zieht ab hier eine schöne Passage weiter unter den Gipfelaufbau des Gr. Tragl hinein. Am Boden donnert in einem tiefen Canyon der "Traglbach". Der Gang mündet schließlich in eine Querkluft, wobei das Wasser aus Richtung NO aus einem engen Spalt austritt. In Richtung SW setzt sich die Kluft geräumig fort und konnte bis zu einer über 10 m hohen Kletterstelle verfolgt werden. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit bzw. wegen Materialmangel war für uns hier diesmal Schluss. Der Abschnitt "Unbegehbarer Gang – Traglbach" überwindet eine Horizontalerstreckung von mehr als ¼ km und einen Höhenunterschied von + 100 m. Der erreichte Endpunkt liegt bereits weit unterhalb des Gr. Tragl (2179 m), nur noch etwa 200 m SO des Gipfels. Somit ist es uns erstmals in diesem Gebiet gelungen unter die Gipfelkette des Löckenkogel-Tragl-Zuges zu gelangen. Offene Fortsetzungen und deutliche Wetterführung lassen auf weitere Entdeckungen in diesem Bereich hoffen.
Insgesamt wurden 440 m Neuland vermessen, wodurch sich für das Ozonloch eine neue Gesamtlänge von 2.345 m ergibt. Die Tiefe blieb mit -591 m vorerst unverändert (Robert Seebacher, 10.2007) .
Bilder/Robert Seebacher:
1. Einstiegsschacht
2. im Schweizer-Käse- Land
3. unter dem Tragl
4. wieder am Einstieg




Montag, September 10, 2007

Österreich -östl. Totes Gebirge - Hochangern

VHO-Forschungswoche "Hochangern 2007"
Aufgrund der Ergebnisse der Forschungswoche 2006 wurde im Zeitraum vom 18. - 25. August 2007 nochmals ein VHO-Forscherlager im Bereich der Hochangern im östlichen Toten Gebirge durchgeführt. Das Basislager wurde wieder nördlich des Gruber-Koppen auf einer Seehöhe von 1920 m errichtet. Insgesamt konnten sieben Höhlen bearbeitet werden.
Teilnehmer: Heidrun André (München), Ernest Geyer (Altenmarkt bei St. Gallen), Sebastian Kogler (Bad Mitterndorf), Franz Schmidt (Weißenbach bei Liezen) und Robert Seebacher (Bad Mitterndorf).


Ergebnisse:
Drei bereits bekannte Höhlen wurden erstmals bearbeitet:
Superdoline (1634/51; 129 m, -33 m). Die Höhle war stark bewettert und besitzt eine ca. 20 m Tiefe Schachtfortsetzung, die aufgrund von Seilmangel nicht mehr befahren werden konnte. Teilbereiche des Horizontalganges sind mit Eis bedeckt.
Hochangerschacht 2 (1634/57; 129 m, -33 m). Bei diesem Schacht handelt es sich mehr oder weniger um einen größeren Einbruch an einer markanten geologischen Störungslinie. Über eine 15 tiefe Abseilstrecke erreicht man einen eiserfüllten Raum. Eine mögliche Gangfortsetzung ist zugeeist.
Hochangerschacht 3 (1634/58). Der Schacht hat eine Verbindung mit Hochangerschacht 2.
Bei drei Höhlen konnte die Vermessung fortgesetzt werden:
Torkoppeneishöhle (1634/100; 811 m, -105 m). Am Ende der bekannten Teile wurde ein ca. 30 m hoher Eiswall erklettert. Die Höhle setzt sich entlang der Kluftrichtung weiter fort und teilt sich später in mehrere sehr enge bzw. unschliefbare Gangpassagen auf. Diese Höhlenteile sind stark bewettert. Der Eisstand hat im Vergleich zu anderen Eishöhlen, wo in den letzten Jahren ein verstärktes Abschmelzen bemerkbar ist, leicht zugenommen. (Beobachtungszeitraum 2000/2007)
GRUB-Schacht-109 (1634/109; 1793 m, -274 m). Bei diesem Objekt handelt es sich um die größte und tiefste Höhle im Hochangergebiet. Von den 2006 entdeckten weitläufigen Horizontalteilen ausgehend, gelang es über einen Seilabstieg einen weiteren, sehr geräumigen steil abfallenden Gang zu erreichen. Leider endet dieser bis zu 8 m breite und über 10 m hohe Gang nach etwa 100 m an einem Sedimentverschluss. Bemerkenswert für diese Höhlenteile sind die mächtigen Boden- und Wandversinterungen. Die Hauptfortsetzung in diesem Bereich der Höhle bildet ein stark bewettertes Schacht- und Canyonsystem, welches bis in 274 m Tiefe befahren werden konnte. Dieses Gangsystem bildet einen viel versprechenden Ansatzpunkt für weitere Tiefenvorstöße.
Echoschacht (1634/113; 395 m, -246 m). Der Schneepfropfen in -65 Tiefe war soweit abgeschmolzen, dass die enge Fortsetzung gegenüber der Echokluft befahren werden konnte. Die anschließenden Schachtstufen führen bis in eine Tiefe von -246 m Tiefe und enden dort unschliefbar. Im Mittelteil gibt es noch eine Fortsetzung. Im Schacht leben Fledermäuse, auf ca. -120 m Tiefe wurde eine Feldermausmumie gefunden.
Eine Höhle wurde neu entdeckt und ins österreichische Höhlenkataster aufgenommen:
Nachtschacht (1634/142; 124 m, -99 m). Der Schacht befindet sich in der Nähe des GRUB-Schacht-109 und wurde am vorletzten Tag der Forschungswoche entdeckt. Der Schacht setzt sich in mehrere bis zu 30 m tiefe Schachtstufen in die Tiefe fort und endet unschliefbar. Am Boden der zweiten Schachtstufe wurden größere Knochenstücke gefunden.
Insgesamt konnten in dieser Forschungswoche 1.292 m Neuland vermessen werden. Zwischen dem GRUB-Schacht-109 und dem Echoschacht wurde eine Außenvermessung gelegt. Die Lage der bearbeiteten Höhlen wurde mittels GPS eingemessen.

Resümee / Ausblick:
Schwerpunktmäßig wurden die größeren bekanten Höhlen im Gebiet bearbeitet wobei interessante Neuentdeckungen gemacht werden konnte. Die Torkoppeneishöhle liegt bereits sehr nahe am Hoffnungsschacht, ca. 24 m horizontale und ca. 46 m vertikale Distanz trennen beide Höhlen. Weiters befindet sich der Echoschacht sehr nahe am GRUB-Schacht-109. Eine Verbindung dieser beiden Höhlen würde die Forschungen in den tiefen Teilen des GRUB-Schacht-109 wesendlich erleichtern. Eine Verbindung des GRUB-Schachts-109 mit dem Torkoppenschacht (1634/122), der Torkoppen-Eishöhle (1634/100) und dem Hoffnungsschacht (1634/115) ist weiterhin sehr wahrscheinlich und würde ein Höhlensystem von etwa 4 Km Länge bei einer Niveaudifferenz von über 300 m ergeben. Die Neuendeckungen zeigen, dass das Gebiet noch erhebliches Höhlenpotential aufweist. (Robert Seebacher, 9.2007)
Bilder/? :
1. Aussenlager
2. im Grubschacht 109

Mittwoch, September 05, 2007

Österreich - Tennengebirge - Sandkar

Kurzbericht Sandkarforschungen 2007
Vom 5. bis 18.8.2007 fanden wieder die jährlichen Sandkarforschungen des Landesvereins für Höhlenkunde, Salzburg statt. Daran beteiligten sich 14 Vereinsmitglieder (Martin Franzl, Christian Unverdorben, Georg Schwarzenberger, Othmar Neuhauser, Toni Bamberger, Michael Revers, Heinrich Hintermayer, Udo Falkenstetter, Karin Schwarzenberger, Philipp Zeilinger, Sabine u. Tami Bittner, Gerhard Zehentner und Peter Pointner). Die Expedition verlief sehr erfolgreich, die wichtigsten Neuigkeiten in Kurzform:

-Thorhöhle (1511/153) : beim Abstieg im Nordkluftschacht konnte in 783 m Tiefe das Schwarze Meer erreicht werden. Hierbei handelt es sich um einen 10 x 15 m großen See, der den Schuttboden des 90 m tiefen und 30 x 15 m weiten Endschachtes bedeckt. Mitsamt des höchsten Punktes der Thorhöhle wächst die Gesamttiefe auf +- 804 m. Die Gesamtlänge beträgt 8504m. Der Nordkluftschacht ist, gemessen vom Schachteinstieg bis zum absolut tiefsten Punkt (schräger Schachtboden) 410 m tief. Ein Ausweichen in einen Parallelschacht erlaubt die oberen 140 m nicht im Direktschacht zu verbringen. Die Gesamthöhe des Schachts beträgt , einschließlich des 25m- Schlots sogar 435 m - ergibt Platz 10 in der Weltrangliste! (siehe www.caverbob.com/pit).

-Offenbarungseishöhle (1511/666): eine 2-tägige Tour in den südlichen Teil erbrachte die Entdeckung der Wasserschnapshalle und eines ca. 60 m tiefen Schachtes. Längenzuwachs 350 m, Gesamtlänge 10552m.

-Gamskar-Eishöhle (1511/709): bei einer Tour im Anschluss an die Sandkar-Expedition konnte die Steile Schlucht bis in eine Tiefe von 507 m befahren werden. Nach einem lehmigen 130m-Schacht mit anschließendem ekelhaften Canyon (in den schmierigen Lehm muss man sich zwecks Absturzvermeidung richtig reinquetschen) erreichten wir in 1210 m Seehöhe einen durch den Canyon eingeschnittenen alten Canyonfirstgang mit gewaltigem Luftzug heraus. Die weitere Erforschung wurde auf später aufgeschoben. Gesamtlänge der Höhle 9097 m.

-DG 5 (1511/867): die Höhle wurde vor 2 Jahren auf der Anhöhe südlich der Sommereckschneid entdeckt und heuer bis in 109 m Tiefe erforscht. Äußerst heftiger Luftzug, der eingesaugt wird, lässt größere Fortsetzungen vermuten. Derzeitiger Endpunkt sind 2 lehmige Canyons hart an der Grenze der Unpassierbarkeit. Die Höhle befindet sich über den westlichen Teilen der Gamskar-Eishöhle.

-Ottakringer-Eishöhle (1511/542): durch den Eisabbau in der Höhle wurde ein ca. 100 m tiefer Schacht frei, dessen Wände durchwegs aus geschichtetem Eis bestehen. Luftzug stammt aus einem Fenster in 35 m Tiefe, welches erpendelt werden konnte und wo in der Decke eines weiteren Schachtes die vermutliche Fortsetzung nur mit aufwendiger Bohrarbeit erreicht werden kann. Längenzuwachs knapp 200 m, Gesamtlänge 386 m, Gesamttiefe 117m.

-Steinwindeishöhle (1511/886): Höhle mit kräftigem Luftzug, dessen Eingang erst ausgegraben werden musste. Die Höhle ist 75 m tief und besitzt einen kleinen Eisteil. Der Eingang öffnet sich im gleichen Wandgürtel wie die Tümpelgrotte (1511/260). Gesamtlänge 123m.

Weiters konnten noch einige weitere Mittelhöhlen vermessen werden. Die Aussichten auf Fortsetzungen sind hier allerdings gering. (nach Peter Pointner, 9.2007)

Dienstag, September 04, 2007

Deutschland - Steinernes Meer - Leiterkopf

Kurzbericht über die einwöchigen Forschungen 2007 am Leiterkopf:
die jährlich vom VHM und der Höhlenforschungsgruppe Leiterkopf organisierte Forschungswoche am Leiterkopf fand dieses Jahr vom 28.7 bis 5.8.2007 statt. Die seit Jahren steigende Teilnehmerzahl erreichte dieses Jahr mit 16 Teilnehmern einen neuen Rekord.
Neben dem Expeditionsleiter Rainer Bornschlegl und dem Stammteam der letzten Jahre, Toni Müller, Elisabeth Zahner nahmen weitere VHM-ler (Klaus Schüttel, Matthias Hoffmann) , Guanos (Mirjam Halmen, Steffen van Recum, Frank Schlöffel), Troglobionten (Markus Kreuss) und Einzelpersonen (Alex Bengel, Frank Werner, Sonja, Manuel, Wolfgang, Heinz) im Wechsel teil.

Verglichen mit den Vorjahren lag die Neulandausbeute mit über 1 km erforschter und vermessener neuer Passagen deutlich höher.
-der Schneebläser (1331/657) stand wieder im Mittelpunkt unseres Interesses: hier konnten 398m Neuland erfasst werden, wodurch sich die Gesamtlänge des Schneebläsers auf 2148m erhöht; die grossraumigen Gänge tendieren wie schon in den Vorjahren, weiter in NW- Richtung, also Richtung Funtenseetauern und eröffnen auch für die kommenden Jahre die interessantesten Forschungsansätze. Hingegen gelang der erhoffte Anschluß der nahegelegenen Höhlen Brückenröhre und Rundschacht nicht.

Eine weitere Höhle, der Hohe Canyon (1331/656) wurde ebenfalls bearbeitet und konnte um 111m verlängert werden, so dass die neue Gesamtlänge bei 227m liegt, Tiefe - 90m.
Der neu entdeckte Weiße- Stein- Schacht (1331/739)wurde vollständig erforscht und vermessen und schließt mit einer Länge von 209m, bei einer Tiefe von -70m.
Die Bearbeitung einiger Kleinhöhlen, Nachvermessungen in bereits bekannten Höhlen und Oberflächenarbeiten rundeten die sehr interessante Forschungswoche ab (Frank Schlöffel, 9.2007).
http://www.troglophil.de/?section=cave&id=58 (Bilder Forschungen 2007)

1. Abstiegsteam am 5.8.07
2-5: neue Teile im Schneebläser



Samstag, September 01, 2007

Österreich - Hoher Göll - Hochscharte

The "Göll 2007" caving expedition.
The caving expedition in the Hoher Goell massif (Salzburg Limestone Alps, Austria), organized by the WKTJ caving club, has reached its end pretty successfuly on 28. July. Our group naturally continued works carried on by the previous seventeen Polish annual expeditions in Goell in Hochschartenhoehlensystem, which is composed of three caves - Unvollendeterschacht (1336/302), Hoehle der Sprechende Steine (1336/153) and Kammerschartenhoehle (1336/217).


Despite somewhat unstable weather that decided to surprise us with a 20-cm snowfall, the
primary goal of the expedition was achieved. As we had planned before, we have done
two bivouacs in the system. Our research, conducted from the ,,Kathedrale'' room
around 450 meters below the surface, resulted in finding overall 1.4 km of new
passages.

The last-year problems that we left in the eastern corridors were found to
be dead ends. We also did not have luck in searching for a continuation of wide
horizontal passages in the western direction, though we have discovered around 300
meters of connections that merged unexpectedly with two different, already known
parts of the cave. Fortunately, the most promising water led us to a gigantic
fissure-type formation at minus 770 - however our time in the system was over
and further research of this problem, as well a few other major "question marks",
was postponed until next year.

Meanwhile, in the Hochscharte pass sorroundings, we have found two new entrances
(1336/348 and 1336/349).
Despite a promising beginning, both ended with a carpet
of very thick and very old ice, at minus 100 and minus 75 meters respectively.
At the end of expedition, the ,,Schluckerschacht'' (1336/310) cave was also
visited for a few times. Favourable snow conditions allowed to descend to
a level of around 240 meters under the surface, which is 90 meters below
what was known formerly. If the weather permits, we are planning a short
reconnaisance in this cave that perhaps will explain more...

The event lasted for four weeks. Totally, 14 cavers from Poland took part
in the expedition, of which 12 were staying permanently at the upper camp -
and the remaining two helped us just for a while...
( Mateusz Golicz, Caving Club "Nocek", Expedition leader, 8.2007)
http://foto.nocek.pl/index.php?path=.%2F2007%2FGoll

http://hohergoll.pl/index.php?p=goll2007
http://wktj.poznan.pl




Deutschland - Reiteralm

Neue Riesenhöhle auf der Reiteralm (Bayerische Alpen)
Nachdem im Herbst 2005 die Verbindung von Eisrohrhöhle und Bammelschacht gelang, konnte das Eisrohrhöhle-Bammelschacht-System (1337/118) in der laufenden Saison auf über 5 Kilometer Gesamtganglänge erforscht werden und stellt damit die erste Riesenhöhle im Plateau der Reiteralm dar. Mit 5804 m Länge, bei einer Tiefe von 496 m, rangiert das Höhlensystem jetzt unter den 10 längsten und tiefsten Höhlen Deutschlands.
Der jüngste Längenzuwachs wurde vorwiegend in der südlichen Fortsetzung des "Riesenhöhlenniveaus" (1650 bis 1700 m ü NN) verbucht, in dem großräumige Hallen und für alpine Verhältnisse bemerkenswerte Sintervorkommen entdeckt werden konnten. Neben der Neulanderkundung steht derzeit ein vom VDHK unterstütztes Höhlenklimaprojekt im Fokus der Forschungen, für das derzeit 6 autonome Datenlogger Temperatur- und Windrichtungsdaten erfassen. (Max Wisshak, 8.2007)
Bilder/ Max Wisshak: Eisrohrhöhle- Bammelschacht- System


Donnerstag, August 16, 2007

Österreich - westl. Totes Gebirge - Hochkar

Kurzbericht über das Forschungslager schwäbischer Höhlenforscher am Albert-Appel-Haus vom 30.07.-5.8.2007:
das Ergebnis des diesjährigen FoLas ist recht erfreulich: fast 1.200 neue Höhlenmeter wurden dokumentiert.

In der Holden Höhle (1624/160) konnten 690m neue Gänge erforscht werden. Die Neuentdeckungen erfolgten hauptsächlich im letzten Jahr entdeckten Bereich Serengeti und 6-k-what? Im mittleren Tiefenbereich, bemerkenswerter Weise konnten aber auch hinter einem 1986 zurückgelassenen Fragezeichen im oberen Bereich noch 190m gefunden werden. Auch hier wurden potentielle Fortsetzungen offen gelassen. Die Gesamtlänge der Holden Höhle beträgt nunmehr 5.820m.
Direkt am Osteingang der Durchgangshöhle am Redenden Stein (1624/20) wurde der Pangalaktische Donnergurglerschacht gefunden. Eine bewetterte Fortsetzung lässt auf neue Entdeckungen im Bereich zwischen der Holden Höhle und der Altherrenhöhle (1627/3) hoffen.
Die erfreulichste Entwicklung ergab sich im Schönen Loch (1624/21). Der Eissee am Grund der Eingangshalle ist offen! Der Gang zieht in gleicher Dimension weiter, leider endet er bald an einem Riesenversturz. Wegen Tageslichteinfalls spekulieren wir über eine ebenfalls geöffneten Verbindung zum Zwillingsschacht (1624/22). Die Forschungen werden hier nächstes Jahr fortgesetzt.
In der Altherrenhöhle wurde endlich die Gruft, die Fortsetzung des Südwest-Canyons vermessen. Dort befinden wir uns in einer Rückstauzone, der Boden, die Wände und die Decke sind mit einer ekligen Schwarzen Schicht bedeckt. Der Gang endet an einem Schlammkegel, das Wasser verschwindet in einer unbefahrbar engen Fortsetzung. Wieder hat sich eine Hoffnung auf eine Verbindung zur Holden Höhle zerschlagen. Im oberen Bereich des Südwest-Canyons konnte ein Schacht erklettert werden, die aber bald im Sediment versinkt. Eine Fortsetzung zieht nach oben. Die Altherrenhöhle ist nunmehr 1856m lang.
Nördlich des Appelhauses wurden mehrere Höhlen aufgesucht: die Bärennesterhöhle, die Herbstzeithöhle , die Ikarushöhle und die Labyrinthhöhle, bemerkenswert sind hier Felsritzungen. (Richard Frank, 8.2007)

http://www.der-abseiler.de/aktuelles/fola-2007.html

Bilder/ Niko Löffelhardt und Uwe Krüger
1. der Eingang des schönen Lochs
2. im schönen Loch

Montag, Juni 18, 2007

Österreich - hohe Tauern - Kitzsteinhorn

Feichtner Schacht (2573/3) wächst auf ca. 5,5 km Länge:
vom 15.-31.3.2007 fanden wieder Forschungen des KKTJ Krakow im Feichtner Schacht statt. Einschließlich des Forschungsleiters, Andrzej Ciszewski waren 13 Personen beteiligt.
Ausgehend vom Biwak auf ca. -450m wurden in den 2 Wochen etwas mehr als 400m Gänge und Schächte erforscht und vermessen. Die Länge beträgt nun etwa 5,5 km.
http://www.kktj.pl/index-en.html
http://www.kktj.pl/artykuly/kitz07/przek-faj2007.pdf

Österreich - Dachstein

Neues vom Dachstein - Südwandhöhle (1543/28) wächst auf über 10 km Länge.
Die Vermessung und Erforschung der Südwandhöhle schreitet weiter voran. Von 07. bis 10. Juni 2007 führten Heidrun André, Ernest Geyer, Peter Jeutter und Robert Seebacher eine weitere Forschungs- und Vermessungstour durch. Ziel dieser Tour war die Untersuchung von möglichen Fortsetzungen im Bereich des Riesenganges "Paläoenns" sowie deren Fotodokumentation. Dazu wurde im unteren Abschnitt dieses grandiosen Ganges das Wellness-Biwak errichtet. Weiter, ebener und trockener Sandboden, sowie absolut keine spürbare Wetterführung machen diesen Biwakplatz zu einem 4-Sterne-Höhlenquartier.
Von diesem Stützpunkt aus konnte ein die Paläoenns begleitendes, aktives Canyon- und Gangsystem untersucht und auf mehr als 750 m Länge vermessen werden. Ein Bach mit beachtlicher Schüttung durchfließt diesen besonders schönen Abschnitt der Höhle. Obwohl diese Teile schon früher begangen wurden erbrachte deren Bearbeitung wieder interessante und wichtige Aufschlüsse. Mehrere Ansatzpunkte für eine mögliche Umgehung des End-Lehmsiphons wurden gefunden.
Eine Grabungsaktion in diesem überdimensionalen, die Paläoenns abschließenden Sedimentpfropfen ermöglichte es einige Meter weiter darin vorzudringen. Ob die Überwindung dieses mächtigen Gangverschlusses auf diese Weise möglich ist, kann momentan aber noch nicht abgeschätzt werden.
Eine ausgiebige Fototour, bei dem hauptsächlich die 25 m breite, 15-20 m hohe und 400 m lange Paläoenns, sowie der ca. 100 m hohe Schleierfall als Motive dienten rundete die Arbeiten ab.
Insgesamt wieder eine sehr schöne und erfolgreiche Tour. Die vermessene Gesamtlänge der Südwandhöhle
kletterte auf beachtliche 10.107 m. (Robert Seebacher, 6.2007)
Bilder/ Robert Seebacher:
1. Riesengang Paläoenns
2. am Schleierfall
3. am Schleierfall
4. Biwakplatz im Paläoenns


Österreich - Tennengebirge- Kuchelberg/Röth

Kurzbericht über die ersten Forschungstouren 2007 im Schneelochsystem (1511/7):
bereits seit Mitte Mai 2007 laufen die diesjährigen Forschungen im Schneeloch. An den 3 verlängerten Forschungswochenenden beteiligten sich in wechselnder Besetzung: Steffen van Recum, Jürgen Zottmann, Markus Findeiß, Thomas Munzert, Amadeus Endlich, Sabine Bittner, Mirjam Halmen, Steffi von Schubert und Frank Schlöffel.
-Im Schneeloch konnte bereits Ende 2006 ein neuer und schneller Zustieg in den Bereich des grossen Rundgangs entdeckt werden: hier kam es in diesem Jahr bisher zu mehreren Forschungs-u. Vermessungstouren, wobei uns vorerst besonders der ansteigende Bereich interessiert. Dieser zieht parallel zum oberen Hauptgangsystem aber auf einem etwas tieferen Niveau in SW- Richtung, also Richtung Plateau und könnte weiteres Potential nach oben haben, als das sehr oberflächennah verlaufende obere Hauptgangsystem, welches im SW durch Verbrüche blockiert ist.
-Im oberen Hauptgangsystem wurde die Forschung und Vermessung am Endpunkt des letzten Jahres, dem Koekebakschluf fortgesetzt. Über den Rawetegang wurde der bisher höchste bekannte Punkt des Schneelochs auf +132m erreicht. Die Vermessung eines abschließenden 30m Blindschachts brachte die Überraschung: auf halber Schachthöhe konnte ein Prallelschacht entdeckt werden, an welchen sich ein weiterer großräumiger Schacht anschließt - nun ist alles drin: eine weitere tiefe Canyonschachtzone, großräumige Horizontalgänge knapp über 1600m- Linie oder auf einem noch tieferen Niveau als der grosse Rundgang weiter ins Plateau vordringen.
-Im 2. Ast wurde im Bereich der Zahnbrecherschächte die Erforschung einiger letzter Fragezeichen abgeschlossen, letzte Meter vermessen, das Biwak abgebaut, die Seile unterhalb der Zahnbrecherschächte ausgebaut und bereits sehr viel Material an die Oberfläche gebracht.
508m wurden dieses Jahr im Schneeloch bisher vermessen, die Ggl. liegt zur Zeit bei 7918m.
- Im letztes Jahr entdeckten Murenschacht (Ggl.: 434m, Gt.: -58m) wird weiter um den Anschluß an das maximal 8m entfernte Schneeloch (Bereich Schlangenschlund- Hoonithendom) gerungen. Eine 10-stündige Grabungstour verkürzte den Abstand zwar weiter, der Anschluß gelang jedoch noch nicht.
- Der Blasebalg, der Kandidat schlechthin, für einen neuen höchsten Zugang ins Schneeloch, wurde am Einstieg großräumig erweitert. Am Grund des 18m tiefen Einstiegsschachts konnte der Zugang zum nächsten grossen Schacht bereits teilweise freigelegt werden, ein weitere Einsatz ist jedoch nötig um letzte Hindernisse zu beseitigen.
- das Überraschungsröhrchen wurde im Jahr 2006 entdeckt und erkundet. Die Vermessung der kleinräumigen Horizontalhöhle erfolgte dieses Jahr: Länge 56m, Tiefe 13m (Frank Schlöffel, 6.2007)
1. grosser Rundgang
2. grosser Rundgang: Aufstieg zum Salle du Castro Fidele
3. grosser Rundgang
4. grosser Rundgang: im Salle du Castro Fidele




Österreich - Totes Gebirge - Almberg

Forschungstour im Almberg- Höhlensystem (1624/018)
Teilnehmer: Thomas Bayn (FHKF, VHO), Martin Harder (FHKF), Wilfried Lorenz (FHKF, VHO), Thomas-Michael Schneider (FHKF, VHO), Thomas Weingärtner (FHKF)
Vom 6. bis 10.6.2007 fand wieder eine größere Forschungstour ins Almberg- Höhlensystem statt.
Ziel war die Fortführung der Vermessungsarbeiten im oberen Ast der Almberg- Eis- und Tropfsteinhöhle, die dort vor etwa 4 Wochen von uns begonnen wurden.
Seit Jahresanfang sind wir auf der Suche nach den beiden Verbindungen mit der Schneekegelhöhle von Seiten der Almberg- Eis- und Tropfsteinhöhle, die wir vor gut einem Jahr in der Schneekegelhöhle entdeckt hatten. Diverse Beschreibungen von Schächten in alten Aufzeichnungen bewogen uns aber dazu, nicht von der Schneekegelhöhle durch die Almberg- Eis- und Tropfsteinhöhle nach außen, sondern umgekehrt, vom Eingang nach Innen in Richtung Schneekegelhöhle zu vermessen. Bei der letzten Tour stellte sich heraus, dass die gesuchte Verbindung zwischen Panamakanal und Broadway gar nicht möglich ist, da beide Höhlenteile in verschiedenen Etagen mit 100m Höhendifferenz liegen. Unsere Vermessung führte uns jedoch bis auf etwa 200m, und 50m höher, an die zweite Verbindung am Scherbensiphon heran. So entschlossen wir uns bei dieser Tour, die Verbindungssuche nun doch von Seiten der Schneekegelhöhle anzugehen, da man hierdurch etwa 3h Anmarsch in der Almberg- Eis- und Tropfsteinhöhle sparen kann.
Doch es kommt schließlich ganz anders: In den uns unbekannten Teilen der Almberg- Eis- und Tropfsteinhöhle, die hinter dem Scherbensiphon der Schneekegelhöhle beginnen, kommen wir zwar rasch voran, doch statt nach oben, Richtung Broadway, führen uns großräumige Höhlenteile immer tiefer nach unten. Schließlich kommen wir in einer markanten Halle mit Bachlauf heraus, die wir anhand der alten, ungenauen Planskizze, eindeutig als Halle des Rio Negro identifizieren können. Der Rio Negro dürfte jedoch in dieses Gegend gar nicht sein! Er liegt laut Plan im westlichen Ast der Almberg- Eis- und Tropfsteinhöhle. Nur etwa 200m weiter finden wir schließlich auch noch "unseren" Panamakanal und damit die zweite Verbindung zwischen Almberg- Eis- und Tropfsteinhöhle und Schneekegelhöhle. Die Sensation ist perfekt. In drei Tagen schaffen wir durch unsere Vermessung einen 700m langen Rundzug, der nun einen kräftezehrenden Rundweg im Herzen des Höhlensystems bildet. Den Broadway und damit unsere Vermessung von der letzten Tour erreichen wir von hier aus nicht. Da dieser Teil jedoch etwa 100m darüber liegt und zahlreiche große Schächte besitzt, die allesamt unbefahren sind, besteht nach wie vor die Möglichkeit eines Ringschlusses durch den Broadway.
Am Rande der bis zu 14 Stunden dauernden Tagestouren konnten darüber hinaus 5 Messstationen für ein dauerhaftes Eismonitoring installiert werden. Ziel dieser Einrichtungen ist die Erfassung von Volumenänderungen, sowie Bewegungen innerhalb der großen Masseneisvorkommen in der Schneekegelhöhle.
Fazit: Extrem anstrengende Touren in einem faszinierenden Höhlensystem, 72 lichtlose Stunden und viele Erfolge, dank eines perfekten Teams, liegen hinter uns. Die Erforschung des Almberg- Höhlensystems ist einen entscheidenden Schritt weiter. (Thomas-Michael Schneider, 6.2007)
Foto: Das schlängelnde Bachbett des "Rio Negro" (Thomas Weingärtner
)

Freitag, Mai 04, 2007

Österreich - Totes Gebirge - Almberg

Forschungstour im Almberg- Höhlensystem (1624/018)
Teilnehmer: Thomas Bayn, Thomas-Michael Schneider, Sven Wölfel
Über das verlängerte 1.Mai- Wochenende führte die Forschungsgruppe Höhle und Karst Franken (FHKF) eine erste Vermessungstour in die Almberg- Eis- und Tropfsteinhöhle in den Grundlseer Bergen durch. Seit August 2006 ist diese Teil des Almberg- Höhlensystems (1624/018), welches durch den Zusammenschluss von Seiten der Schneekegelhöhle (1624/110) zu Stande kam.
Ziel der Forschungstour war die Suche und Vermessung zweier Verbindungen zur Schneekegelhöhle, um für die Erstellung eines Gesamtplanes einen großen Ringzug zu bekommen. Beide Zusammenschlüsse wurden im östlichen Hauptgang der Höhle vermutet, der jedoch primär nur durch den westlichen Eingang erreichbar war, da zwei nach oben führende Schachtstufen von 7 und 25m den direkten Zugang durch den östlichen Eingang verwehrten. Bereits im Februar diesen Jahres wurden diese beiden Schächte (Feuerleiter und Wolfsschlucht), während einer Vortour begangen und eingerichtet. So konnte bei der jetzigen Befahrung der deutlich kürzere Zustieg über den östlichen Eingang genommen werden.
Insgesamt 665m Ganglänge wurden bei dieser Tour neu vermessen und an die RTK-GPS- Außenvermessung von 2006 angeknüpft. Beide Zusammenschlüsse konnten jedoch nicht gefunden. Die Orientierung an Hand eines alten, relativ ungenauen Planes erschwerte uns gelegentlich das zügige Voranschreiten der Vermessungsarbeiten. Darüber hinaus wurde die Planung der Tour durch fehlende Schnitte und Höhenangaben erschwert. Es stellte sich heraus, dass die erste gesuchte Verbindung nicht dort liegen kann wo vermutet, da der betreffende Höhlenteil in Wirklichkeit etwa 160m entfernt liegt. Auch die anschließenden, in Frage kommenden Gangpassagen liegen mehr als 100m über dem Verbindungsschluf, so dass auch diese ausscheiden. Nach der zweiten Verbindung konnte aus Zeitmangel nicht mehr gesucht werden, so dass wir derzeit wieder nur vermuten können, wo wir die Verbindungen suchen müssen. Die Lösung des Rätsels und die messtechnische Verbindung beider Höhlen wird uns hoffentlich bei der nächsten Tour gelingen. (Thomas-Michael Schneider, 5.2007)

Foto /Th-M Schneider: in der Schutthalde

Samstag, Februar 17, 2007

Österreich - Dachstein

"Baustelle" tief im Berg bringt wieder Durchbruch in große offene Fortsetzungen. Südwandhöhle (1543/28) nun drittlängste Höhle im Dachstein.
In der Zeit von 08. bis 11. Februar 2007 unternahmen Clemens Tenreiter, Gerhard Wimmer und Ich (Robert Seebacher) eine erfolgreiche, 71-stündige Forschungs- und Vermessungstour ins Dachsteinloch.
Bereits am ersten Tag wurde der lange Anmarsch zum bisher tagfernsten Biwak, dem Brummröhrenbiwak zurückgelegt. Aufgrund der diesmal relativ leichten Schleifsäcke wurde dieses Tagesziel zügig erreicht und es konnten am gleichen Tag noch 158 m vermessen werden. Über ein unscheinbares Bodenloch, welches wenige Meter hinter dem Biwak ansetzt, gelang es in einen bisher unbekannten Gang vorzudringen und einen Rundzug zu den Unteren Brummröhren zu schließen.
Am 2. Tag ging es dann in den erst vor einem Monat entdeckten Höhlenteil Nirwana, der durch einen deutlich bewetterten Schotterverschluss ein jähes Ende findet. Die Überwindung dieses Hindernisses war das Hauptziel dieser Forschungsfahrt. Zuerst musste etwa 3 m weit nach unten gegraben werden. Dort war es dann nach etwa 1 Stunde möglich mit den Füssen den Schotter in eine kleinräumige Fortsetzung zu schieben. Ein enger Schluf brachte uns schließlich nach etwa 2 Stunden Grabarbeit in eine kleine Kammer. Hier war es vorerst nicht einmal möglich sich umzudrehen. Erst nach etwas Räumarbeit gelang es mit Ach und Krach zu wenden und die nun nach oben führende Fortsetzung zu untersuchen. Die Ernüchterung war groß, als nur ein weiterer Schotterverschluss zu sehen war. Eigentlich hätte die Aktion nun ohne Aussicht auf ein erfolgreiches Durchkommen abgebrochen werden müssen, da es hier keinerlei Möglichkeit gab, den "Abraum" einer weiteren Grabung abzulagern.
Wir beschossen aber nicht aufzugeben und das Material mittels Schleifsack-Seilzug-Methode aus dem Schluf zu schaffen. Dazu musste der Sack von mir in der Kammer des Schreckens im Liegen befüllt werden. Anschließend wurde er durch den engen Schluf durch Clemens und Gerhard nach Außen gezogen, wobei er sich bei etwa jeder 2. Fuhre an einer Engstelle verkeilte und durch mehrmaliges hin- und herziehen gelöst werde musste. Bei dieser aufwändigen und anstrengenden Arbeit hatten wir aber immer die vermutete, große Fortsetzung des Ganges vor dem geistigen Auge. Sonst hätten wir es wohl nicht geschafft.
Dennoch dachten wir mehrmals ans Aufgeben, als nach der Beseitigung des Schotters sich nur ein Spalt von wenigen cm auftat. Die Wetterführung steigerte sich während des Ausräumens aber ständig und schließlich gelang es nach weiteren 6 Stunden die Schikane zu überwinden. Ein großer, mit weichem Sand und Schotter bedeckter Tunnel tat sich vor mir auf.
Nach kurzer Erkundung und einem zufriedenen Blick ins Dunkle kam die nächste Ernüchterung. Durch das hin- und herziehen des Sackes war der Schluf nun wieder derart verlegt, dass es für mich unmöglich war zu den Kameraden zurückzukehren. Erst nach einer weiteren Stunde Buddelei war es endgültig geschafft. Der Weg ins Neuland war endlich offen. Insgesamt 9 Stunden hatte uns diese Stelle aufgehalten, aber umso glücklicher waren wir mit dieser abgeschlossenen "Baustelle" knapp 1300 m unter dem Gosaugletscher.
Hinter dem 9-Stunden-Schluf setzt sich die Höhle nun als "Windluckengang" mit einem Durchmesser von 5-7 m weiter in Richtung Mitterspitze fort. Nach etwa 150 m mussten zwei Kletterstellen von 4 und 9 m überwunden werden. Anschließend leitet der Gang mit einer Neigung von rund 30° steil nach oben. Zwei weitere kletterbare 4m-Stufen führen schließlich nach 316 m zu einem etwa 25 m hohen Schlot, der ohne Bohrmaschine nicht mehr bezwungen werden konnte. Dieser Schlot, sowie ein etwa 100 m zuvor in der Höhlendecke ansetzender Gang sind aussichtsreiche Ansätze für weitere Forschungen. Um diesen Endpunkt zu erreichen müssen vom Eingang weg, nun bereits etwa 4,5 km Wegstrecke zurückgelegt werden.
Am dritten Tag gelang es eine Engstelle am bisher tiefsten Punkt der Höhle leicht zu erweitern und zu überwinden. Wenige Meter dahinter weitet sich die Höhle zu einer etwa 1,5-2 Meter großen Röhre, welche weiter in die Tiefe führt. Der Gang konnte auf eine Länge von 129 m verfolgt werden, wo an einer bewetterten Engstelle umgekehrt wurde. Dieser Punkt liegt bereits 492 m unter dem Eingang und stellt den tiefsten bisher erreichten Punkt der Südwandhöhle dar. Ein Weiterkommen scheint hier möglich.
Insgesamt erbrachte die Tour einen Längenzuwachs von 603 m, wodurch sich für die Südwandhöhle ein neuer Vermessungsstand von 9.351 m ergibt.
Die Niveaudifferenz erhöhte sich auf +- 509 m (+ 17, -492 m).

(Robert Seebacher 2.2007)

Montag, Februar 05, 2007

Österreich - Totes Gebirge - Schwarzmooskogel

Die alljährliche Expedition der Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Grabenstetten fand vom
4.- 8.8.2006 statt. Mit insgesamt 12 Höhlenforschern wurden die Forschungen im Schwarzmooskogel-Höhlensystem (SMK-System) vorangetrieben.
Eigentlich hätte die erste Woche etwas weiter nördlich am Grießkogel stattfinden sollen. Dort wurde in den letzten Jahren der Grießkogelschacht auf eine Länge von 679m bei einer Tiefe von 372m erforscht und vermessen. An diese Forschungen konnten wir aber aufgrund des schlechten Wetters nicht anknüpfen. So konzentrierten wir uns ganz auf die weitere Untersuchung des SMK-Systems.
Das SMK-System ist vor allem wegen seiner schönen Eisformationen bekannt. Die Anfänge der Erforschung reichen in die 1930er Jahre zurück. Seit 1992 bearbeitet neben dem Cambridge University Caving Club (CUCC) auch die Arge Grabenstetten das Höhlengebiet. Beide Gruppen forschen dort als Untergruppen des örtlichen Höhlenvereines für Höhlenkunde in Obersteier (VHO). Es besteht eine enge und gute Zusammenarbeit.
In diesem Jahr gelang in der Stellerweghöhle (1623/41) die Entdeckung einiger Verbindungspassagen zur Tony’s Second Höhle (1623/144). Die extrem hohe Gangdichte im vorderen Teil der Stellerweghöhle setzt sich also auch nach Norden fort. So sind aus dieser Höhle auch in Zukunft noch einige Neuentdeckungen zu erwarten.
Das Highlight waren allerdings die Entdeckungen im Weiße-Warzen-Schacht (1623/143). Dort mündete eine Schachtstrecke in ein Rampengelände, wie es für die Stellerweghöhle und den Schwabenschacht (1623/78) typisch ist. Die neu entdecken Gänge stellen die Forsetzung dieser Störungszone dar und dürften noch mit einigen Überraschungen aufwarten.
Am letzten Tag gelang es sogar, eine Verbindung zur Stellerweghöhle zu finden, so dass der Weiße-Warzen-Schacht nun auch zum SMK-System gehört. Das war nur möglich, weil die Vermessungsdaten vor Ort ausgewertet werden und so der Ansatzpunkt für eine mögliche Verbindung bekannt war.
Die Gesamtlänge des SMK-Systems stieg damit auf 58.651 m bei einer gleich bleibenden Tiefe von 1.030 m. (Robert Winkler, 2. 2007)

weitere umfangreiche Infos zur Forschung unter:
http://www.arge-grabenstetten.de/forschung/alpin/totesgebirge/index.htm

Bilder/ Thomas Holder, Saskia Bartmann:
1. Die Gruppe am Loserparkplatz
2. Weg zur Höhle, rechts im Hintergrund der vordere Schwarzmooskogel
3. Tropfsteine im Weiße-Warzen-Schacht

Mittwoch, Januar 10, 2007

Österreich - Dachstein - Krippenstein

Dachstein – Mammuthöhle (1547/9) – Weihnachtsexpedition des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich "beschert" über 700m Neuland!
Nachdem im Frühjahr mit dem Heli-Schöner-Gang (950 m Längenzuwachs) seit langem wieder eine aussichtsreiche Fortsetzung im Westen der Höhle gefunden wurde, waren wir bei der diesjährigen Expedition etwas enttäuscht, dass sich hier die Wetterführung in einem sehr niederen Spalt aus gewachsenem Fels verliert. Dafür konnte von der Atlashalle aus durch Erklettern eines 20 m hohen Schlotes der HR-Virus-Canyon aufgefunden werden, der gut bewettert nach Norden führt. Die Forschungen im Südcanyon mussten leider aufgrund des steigenden Aufwands bzw. wegen einer äußerst nassen Stelle beendet werden (hier wäre ein Neoprenanzug zum Schlossern notwendig gewesen).
Insgesamt konnten bei der Expedition über 700 m vermessen werden (GL: 62.991 m).

http://www.cave.at/deu/hoehlenverein.htm

Österreich - Dachstein

Erfreulicher Jahresauftakt am Dachstein - Neujahrstour in die Südwandhöhle (1543/28):
In der Zeit vom 02. bis 05. Jänner 2007 unternahmen Peter Jeutter und Robert Seebacher eine 70-stündige Forschungs- und Vermessungstour in die am Fuß des Hohen Dachsteins gelegene Südwandhöhle.
Um in den tagfernen Höhlenteilen effektiver forschen zu können, wurde nun in den Brummröhren ein provisorisches Biwak eingerichtet.
Erstes Forschungsziel war das offene Ende des in Richtung SW ziehenden Gosauschleichweges. Dort stoppte jedoch bereits nach etwa 120 m ein Fast-Sandverschluss den Vorstoß. Nach etwa 1 Stunde graben gelang es diese Stelle zu überwinden und in das „Nirwana“ vorzudringen, ein über 300 m langer, sehr geräumiger Gang. Leider endet die grandiose Passage abermals an einem Sedimentverschluss. Diesmal Schotter. Deutliche Wetterführung vorhanden.
Am zweiten Forschungstag wurde der Wasserlauf des Brummbaches und ein kurzer Seitengang des Gosauschleichweges vermessen, was 122 m Neuland erbrachte.
Insgesamt erbrachte die Tour einen Längenzuwachs von 570 m, wodurch sich für die Südwandhöhle ein neuer Vermessungsstand von 8.748 m ergibt.
(Robert Seebacher 1.2007)

weitere Infos: http://www.hoehle.at




Bilder/ Robert Seebacher:
1. der Abschlund

2. Gosauschleichweg
3.+4. das Nirwana