Alpine Caving News

Dienstag, Oktober 09, 2007

Österreich - Totes Gebirge - 'in den Karen'

Tief unter dem Gr. Tragl - Ozonloch 1625/406
Vom 04. bis 06. Oktober 2007 konnte wieder einmal eine Forschungstour in das Ozonloch durchgeführt werden.
Die insgesamt 51-stündige Tour unternahmen Peter Jeutter und Robert Seebacher, wobei das Biwak in 460 m Tiefe als Stützpunkt für die Forschungen diente.
Am ersten Tag wurde bis zum Biwak abgestiegen und ein direkt dahinter beginnender Horizontalgang weiter erforscht. Die relative Nähe zu den Gängen des Sonnenleiterschachtes machen diesen Höhlenteil besonders interessant. Teilweise fehlen nur noch etwa 70 m horizontal und wenige Meter vertikal zwischen den beiden Höhlen. Der Versuch eine mit zähem Lehm verstopfte Fortsetzung aufzugraben scheiterte. Ebenso erbrachte der Aufstieg in einen Seitenkolk kein brauchbares Ergebnis. Bei der dritten Fortsetzung gelang es aber weiter vorzustoßen. Hier war aber auch leider bald eine ohne Bohrmaschine unüberwindliche Kletterstelle erreicht. Kräftige Wetterführung machen diesen Ansatz aber zum Hoffnungsträger für eine mögliche Verbindung.
Am zweiten Forschungstag ging es in die bisher tiefsten Teile der Höhle. Der bereits bei der letzten Tour entdeckte Bach schüttete diesmal noch mehr (~ 20-30 l/s) und so verzichteten wir auf einen Abstieg in den Endschacht bei -591 m.
Stattdessen gingen wir daran, den großen bei -570 m, in Richtung NW ziehenden Gang weiter zu erforschen.
Zu unserem Entsetzen endete der schöne Tunnel bereits nach etwa 50 m an einem Lehmverschluss, bzw. an zwei Siphonen, aus denen der Bach austritt. Es gelang uns aber glücklicherweise über einen etwa 8 m hohen Schlot in eine obere Etage vorzudringen. Hier dominieren schöne phreatische Profile und vorerst trockener Lehmboden. Bald ändert sich aber das Gepräge des Ganges. Es geht ständig mit etwa 20 Grad Neigung nach oben, wobei in der Gangsohle ein Canyon ausgebildet ist. Alles ist mit glitschigem Lehm überzogen und es gibt kaum brauchbare Griffe oder Tritte. So kämpften wir uns die schnurgerade, etwa 80 m lange Passage nach oben, der wir den Namen "Unbegehbarer Gang" gaben. Messzüge mit bis zu 26 m Länge entschädigten uns aber für die Mühen. Bei einem Knick in Richtung SW schien der Gang wieder angenehmer zu werden. Leider folgte aber schon nach wenigen Metern eine lehmige Schachttraverse und ein 4 m hoher Aufstieg. Hier ging dann unser letztes Stück Seil zu Ende und der gleich darauffolgende 5 m Abstieg musste mittels Steig- und Sicherungsschlingen überwunden werden. Eine weitere Kletterstelle konnte über ein Bodenloch umgangen werden, wodurch wir wieder in einen größeren Gang gelangten. Wieder Schnurgerade zieht ab hier eine schöne Passage weiter unter den Gipfelaufbau des Gr. Tragl hinein. Am Boden donnert in einem tiefen Canyon der "Traglbach". Der Gang mündet schließlich in eine Querkluft, wobei das Wasser aus Richtung NO aus einem engen Spalt austritt. In Richtung SW setzt sich die Kluft geräumig fort und konnte bis zu einer über 10 m hohen Kletterstelle verfolgt werden. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit bzw. wegen Materialmangel war für uns hier diesmal Schluss. Der Abschnitt "Unbegehbarer Gang – Traglbach" überwindet eine Horizontalerstreckung von mehr als ¼ km und einen Höhenunterschied von + 100 m. Der erreichte Endpunkt liegt bereits weit unterhalb des Gr. Tragl (2179 m), nur noch etwa 200 m SO des Gipfels. Somit ist es uns erstmals in diesem Gebiet gelungen unter die Gipfelkette des Löckenkogel-Tragl-Zuges zu gelangen. Offene Fortsetzungen und deutliche Wetterführung lassen auf weitere Entdeckungen in diesem Bereich hoffen.
Insgesamt wurden 440 m Neuland vermessen, wodurch sich für das Ozonloch eine neue Gesamtlänge von 2.345 m ergibt. Die Tiefe blieb mit -591 m vorerst unverändert (Robert Seebacher, 10.2007) .
Bilder/Robert Seebacher:
1. Einstiegsschacht
2. im Schweizer-Käse- Land
3. unter dem Tragl
4. wieder am Einstieg