Alpine Caving News

Samstag, Februar 17, 2007

Österreich - Dachstein

"Baustelle" tief im Berg bringt wieder Durchbruch in große offene Fortsetzungen. Südwandhöhle (1543/28) nun drittlängste Höhle im Dachstein.
In der Zeit von 08. bis 11. Februar 2007 unternahmen Clemens Tenreiter, Gerhard Wimmer und Ich (Robert Seebacher) eine erfolgreiche, 71-stündige Forschungs- und Vermessungstour ins Dachsteinloch.
Bereits am ersten Tag wurde der lange Anmarsch zum bisher tagfernsten Biwak, dem Brummröhrenbiwak zurückgelegt. Aufgrund der diesmal relativ leichten Schleifsäcke wurde dieses Tagesziel zügig erreicht und es konnten am gleichen Tag noch 158 m vermessen werden. Über ein unscheinbares Bodenloch, welches wenige Meter hinter dem Biwak ansetzt, gelang es in einen bisher unbekannten Gang vorzudringen und einen Rundzug zu den Unteren Brummröhren zu schließen.
Am 2. Tag ging es dann in den erst vor einem Monat entdeckten Höhlenteil Nirwana, der durch einen deutlich bewetterten Schotterverschluss ein jähes Ende findet. Die Überwindung dieses Hindernisses war das Hauptziel dieser Forschungsfahrt. Zuerst musste etwa 3 m weit nach unten gegraben werden. Dort war es dann nach etwa 1 Stunde möglich mit den Füssen den Schotter in eine kleinräumige Fortsetzung zu schieben. Ein enger Schluf brachte uns schließlich nach etwa 2 Stunden Grabarbeit in eine kleine Kammer. Hier war es vorerst nicht einmal möglich sich umzudrehen. Erst nach etwas Räumarbeit gelang es mit Ach und Krach zu wenden und die nun nach oben führende Fortsetzung zu untersuchen. Die Ernüchterung war groß, als nur ein weiterer Schotterverschluss zu sehen war. Eigentlich hätte die Aktion nun ohne Aussicht auf ein erfolgreiches Durchkommen abgebrochen werden müssen, da es hier keinerlei Möglichkeit gab, den "Abraum" einer weiteren Grabung abzulagern.
Wir beschossen aber nicht aufzugeben und das Material mittels Schleifsack-Seilzug-Methode aus dem Schluf zu schaffen. Dazu musste der Sack von mir in der Kammer des Schreckens im Liegen befüllt werden. Anschließend wurde er durch den engen Schluf durch Clemens und Gerhard nach Außen gezogen, wobei er sich bei etwa jeder 2. Fuhre an einer Engstelle verkeilte und durch mehrmaliges hin- und herziehen gelöst werde musste. Bei dieser aufwändigen und anstrengenden Arbeit hatten wir aber immer die vermutete, große Fortsetzung des Ganges vor dem geistigen Auge. Sonst hätten wir es wohl nicht geschafft.
Dennoch dachten wir mehrmals ans Aufgeben, als nach der Beseitigung des Schotters sich nur ein Spalt von wenigen cm auftat. Die Wetterführung steigerte sich während des Ausräumens aber ständig und schließlich gelang es nach weiteren 6 Stunden die Schikane zu überwinden. Ein großer, mit weichem Sand und Schotter bedeckter Tunnel tat sich vor mir auf.
Nach kurzer Erkundung und einem zufriedenen Blick ins Dunkle kam die nächste Ernüchterung. Durch das hin- und herziehen des Sackes war der Schluf nun wieder derart verlegt, dass es für mich unmöglich war zu den Kameraden zurückzukehren. Erst nach einer weiteren Stunde Buddelei war es endgültig geschafft. Der Weg ins Neuland war endlich offen. Insgesamt 9 Stunden hatte uns diese Stelle aufgehalten, aber umso glücklicher waren wir mit dieser abgeschlossenen "Baustelle" knapp 1300 m unter dem Gosaugletscher.
Hinter dem 9-Stunden-Schluf setzt sich die Höhle nun als "Windluckengang" mit einem Durchmesser von 5-7 m weiter in Richtung Mitterspitze fort. Nach etwa 150 m mussten zwei Kletterstellen von 4 und 9 m überwunden werden. Anschließend leitet der Gang mit einer Neigung von rund 30° steil nach oben. Zwei weitere kletterbare 4m-Stufen führen schließlich nach 316 m zu einem etwa 25 m hohen Schlot, der ohne Bohrmaschine nicht mehr bezwungen werden konnte. Dieser Schlot, sowie ein etwa 100 m zuvor in der Höhlendecke ansetzender Gang sind aussichtsreiche Ansätze für weitere Forschungen. Um diesen Endpunkt zu erreichen müssen vom Eingang weg, nun bereits etwa 4,5 km Wegstrecke zurückgelegt werden.
Am dritten Tag gelang es eine Engstelle am bisher tiefsten Punkt der Höhle leicht zu erweitern und zu überwinden. Wenige Meter dahinter weitet sich die Höhle zu einer etwa 1,5-2 Meter großen Röhre, welche weiter in die Tiefe führt. Der Gang konnte auf eine Länge von 129 m verfolgt werden, wo an einer bewetterten Engstelle umgekehrt wurde. Dieser Punkt liegt bereits 492 m unter dem Eingang und stellt den tiefsten bisher erreichten Punkt der Südwandhöhle dar. Ein Weiterkommen scheint hier möglich.
Insgesamt erbrachte die Tour einen Längenzuwachs von 603 m, wodurch sich für die Südwandhöhle ein neuer Vermessungsstand von 9.351 m ergibt.
Die Niveaudifferenz erhöhte sich auf +- 509 m (+ 17, -492 m).

(Robert Seebacher 2.2007)

Montag, Februar 05, 2007

Österreich - Totes Gebirge - Schwarzmooskogel

Die alljährliche Expedition der Arbeitsgemeinschaft Höhle und Karst Grabenstetten fand vom
4.- 8.8.2006 statt. Mit insgesamt 12 Höhlenforschern wurden die Forschungen im Schwarzmooskogel-Höhlensystem (SMK-System) vorangetrieben.
Eigentlich hätte die erste Woche etwas weiter nördlich am Grießkogel stattfinden sollen. Dort wurde in den letzten Jahren der Grießkogelschacht auf eine Länge von 679m bei einer Tiefe von 372m erforscht und vermessen. An diese Forschungen konnten wir aber aufgrund des schlechten Wetters nicht anknüpfen. So konzentrierten wir uns ganz auf die weitere Untersuchung des SMK-Systems.
Das SMK-System ist vor allem wegen seiner schönen Eisformationen bekannt. Die Anfänge der Erforschung reichen in die 1930er Jahre zurück. Seit 1992 bearbeitet neben dem Cambridge University Caving Club (CUCC) auch die Arge Grabenstetten das Höhlengebiet. Beide Gruppen forschen dort als Untergruppen des örtlichen Höhlenvereines für Höhlenkunde in Obersteier (VHO). Es besteht eine enge und gute Zusammenarbeit.
In diesem Jahr gelang in der Stellerweghöhle (1623/41) die Entdeckung einiger Verbindungspassagen zur Tony’s Second Höhle (1623/144). Die extrem hohe Gangdichte im vorderen Teil der Stellerweghöhle setzt sich also auch nach Norden fort. So sind aus dieser Höhle auch in Zukunft noch einige Neuentdeckungen zu erwarten.
Das Highlight waren allerdings die Entdeckungen im Weiße-Warzen-Schacht (1623/143). Dort mündete eine Schachtstrecke in ein Rampengelände, wie es für die Stellerweghöhle und den Schwabenschacht (1623/78) typisch ist. Die neu entdecken Gänge stellen die Forsetzung dieser Störungszone dar und dürften noch mit einigen Überraschungen aufwarten.
Am letzten Tag gelang es sogar, eine Verbindung zur Stellerweghöhle zu finden, so dass der Weiße-Warzen-Schacht nun auch zum SMK-System gehört. Das war nur möglich, weil die Vermessungsdaten vor Ort ausgewertet werden und so der Ansatzpunkt für eine mögliche Verbindung bekannt war.
Die Gesamtlänge des SMK-Systems stieg damit auf 58.651 m bei einer gleich bleibenden Tiefe von 1.030 m. (Robert Winkler, 2. 2007)

weitere umfangreiche Infos zur Forschung unter:
http://www.arge-grabenstetten.de/forschung/alpin/totesgebirge/index.htm

Bilder/ Thomas Holder, Saskia Bartmann:
1. Die Gruppe am Loserparkplatz
2. Weg zur Höhle, rechts im Hintergrund der vordere Schwarzmooskogel
3. Tropfsteine im Weiße-Warzen-Schacht