Alpine Caving News

Montag, September 10, 2007

Österreich -östl. Totes Gebirge - Hochangern

VHO-Forschungswoche "Hochangern 2007"
Aufgrund der Ergebnisse der Forschungswoche 2006 wurde im Zeitraum vom 18. - 25. August 2007 nochmals ein VHO-Forscherlager im Bereich der Hochangern im östlichen Toten Gebirge durchgeführt. Das Basislager wurde wieder nördlich des Gruber-Koppen auf einer Seehöhe von 1920 m errichtet. Insgesamt konnten sieben Höhlen bearbeitet werden.
Teilnehmer: Heidrun André (München), Ernest Geyer (Altenmarkt bei St. Gallen), Sebastian Kogler (Bad Mitterndorf), Franz Schmidt (Weißenbach bei Liezen) und Robert Seebacher (Bad Mitterndorf).


Ergebnisse:
Drei bereits bekannte Höhlen wurden erstmals bearbeitet:
Superdoline (1634/51; 129 m, -33 m). Die Höhle war stark bewettert und besitzt eine ca. 20 m Tiefe Schachtfortsetzung, die aufgrund von Seilmangel nicht mehr befahren werden konnte. Teilbereiche des Horizontalganges sind mit Eis bedeckt.
Hochangerschacht 2 (1634/57; 129 m, -33 m). Bei diesem Schacht handelt es sich mehr oder weniger um einen größeren Einbruch an einer markanten geologischen Störungslinie. Über eine 15 tiefe Abseilstrecke erreicht man einen eiserfüllten Raum. Eine mögliche Gangfortsetzung ist zugeeist.
Hochangerschacht 3 (1634/58). Der Schacht hat eine Verbindung mit Hochangerschacht 2.
Bei drei Höhlen konnte die Vermessung fortgesetzt werden:
Torkoppeneishöhle (1634/100; 811 m, -105 m). Am Ende der bekannten Teile wurde ein ca. 30 m hoher Eiswall erklettert. Die Höhle setzt sich entlang der Kluftrichtung weiter fort und teilt sich später in mehrere sehr enge bzw. unschliefbare Gangpassagen auf. Diese Höhlenteile sind stark bewettert. Der Eisstand hat im Vergleich zu anderen Eishöhlen, wo in den letzten Jahren ein verstärktes Abschmelzen bemerkbar ist, leicht zugenommen. (Beobachtungszeitraum 2000/2007)
GRUB-Schacht-109 (1634/109; 1793 m, -274 m). Bei diesem Objekt handelt es sich um die größte und tiefste Höhle im Hochangergebiet. Von den 2006 entdeckten weitläufigen Horizontalteilen ausgehend, gelang es über einen Seilabstieg einen weiteren, sehr geräumigen steil abfallenden Gang zu erreichen. Leider endet dieser bis zu 8 m breite und über 10 m hohe Gang nach etwa 100 m an einem Sedimentverschluss. Bemerkenswert für diese Höhlenteile sind die mächtigen Boden- und Wandversinterungen. Die Hauptfortsetzung in diesem Bereich der Höhle bildet ein stark bewettertes Schacht- und Canyonsystem, welches bis in 274 m Tiefe befahren werden konnte. Dieses Gangsystem bildet einen viel versprechenden Ansatzpunkt für weitere Tiefenvorstöße.
Echoschacht (1634/113; 395 m, -246 m). Der Schneepfropfen in -65 Tiefe war soweit abgeschmolzen, dass die enge Fortsetzung gegenüber der Echokluft befahren werden konnte. Die anschließenden Schachtstufen führen bis in eine Tiefe von -246 m Tiefe und enden dort unschliefbar. Im Mittelteil gibt es noch eine Fortsetzung. Im Schacht leben Fledermäuse, auf ca. -120 m Tiefe wurde eine Feldermausmumie gefunden.
Eine Höhle wurde neu entdeckt und ins österreichische Höhlenkataster aufgenommen:
Nachtschacht (1634/142; 124 m, -99 m). Der Schacht befindet sich in der Nähe des GRUB-Schacht-109 und wurde am vorletzten Tag der Forschungswoche entdeckt. Der Schacht setzt sich in mehrere bis zu 30 m tiefe Schachtstufen in die Tiefe fort und endet unschliefbar. Am Boden der zweiten Schachtstufe wurden größere Knochenstücke gefunden.
Insgesamt konnten in dieser Forschungswoche 1.292 m Neuland vermessen werden. Zwischen dem GRUB-Schacht-109 und dem Echoschacht wurde eine Außenvermessung gelegt. Die Lage der bearbeiteten Höhlen wurde mittels GPS eingemessen.

Resümee / Ausblick:
Schwerpunktmäßig wurden die größeren bekanten Höhlen im Gebiet bearbeitet wobei interessante Neuentdeckungen gemacht werden konnte. Die Torkoppeneishöhle liegt bereits sehr nahe am Hoffnungsschacht, ca. 24 m horizontale und ca. 46 m vertikale Distanz trennen beide Höhlen. Weiters befindet sich der Echoschacht sehr nahe am GRUB-Schacht-109. Eine Verbindung dieser beiden Höhlen würde die Forschungen in den tiefen Teilen des GRUB-Schacht-109 wesendlich erleichtern. Eine Verbindung des GRUB-Schachts-109 mit dem Torkoppenschacht (1634/122), der Torkoppen-Eishöhle (1634/100) und dem Hoffnungsschacht (1634/115) ist weiterhin sehr wahrscheinlich und würde ein Höhlensystem von etwa 4 Km Länge bei einer Niveaudifferenz von über 300 m ergeben. Die Neuendeckungen zeigen, dass das Gebiet noch erhebliches Höhlenpotential aufweist. (Robert Seebacher, 9.2007)
Bilder/? :
1. Aussenlager
2. im Grubschacht 109

Mittwoch, September 05, 2007

Österreich - Tennengebirge - Sandkar

Kurzbericht Sandkarforschungen 2007
Vom 5. bis 18.8.2007 fanden wieder die jährlichen Sandkarforschungen des Landesvereins für Höhlenkunde, Salzburg statt. Daran beteiligten sich 14 Vereinsmitglieder (Martin Franzl, Christian Unverdorben, Georg Schwarzenberger, Othmar Neuhauser, Toni Bamberger, Michael Revers, Heinrich Hintermayer, Udo Falkenstetter, Karin Schwarzenberger, Philipp Zeilinger, Sabine u. Tami Bittner, Gerhard Zehentner und Peter Pointner). Die Expedition verlief sehr erfolgreich, die wichtigsten Neuigkeiten in Kurzform:

-Thorhöhle (1511/153) : beim Abstieg im Nordkluftschacht konnte in 783 m Tiefe das Schwarze Meer erreicht werden. Hierbei handelt es sich um einen 10 x 15 m großen See, der den Schuttboden des 90 m tiefen und 30 x 15 m weiten Endschachtes bedeckt. Mitsamt des höchsten Punktes der Thorhöhle wächst die Gesamttiefe auf +- 804 m. Die Gesamtlänge beträgt 8504m. Der Nordkluftschacht ist, gemessen vom Schachteinstieg bis zum absolut tiefsten Punkt (schräger Schachtboden) 410 m tief. Ein Ausweichen in einen Parallelschacht erlaubt die oberen 140 m nicht im Direktschacht zu verbringen. Die Gesamthöhe des Schachts beträgt , einschließlich des 25m- Schlots sogar 435 m - ergibt Platz 10 in der Weltrangliste! (siehe www.caverbob.com/pit).

-Offenbarungseishöhle (1511/666): eine 2-tägige Tour in den südlichen Teil erbrachte die Entdeckung der Wasserschnapshalle und eines ca. 60 m tiefen Schachtes. Längenzuwachs 350 m, Gesamtlänge 10552m.

-Gamskar-Eishöhle (1511/709): bei einer Tour im Anschluss an die Sandkar-Expedition konnte die Steile Schlucht bis in eine Tiefe von 507 m befahren werden. Nach einem lehmigen 130m-Schacht mit anschließendem ekelhaften Canyon (in den schmierigen Lehm muss man sich zwecks Absturzvermeidung richtig reinquetschen) erreichten wir in 1210 m Seehöhe einen durch den Canyon eingeschnittenen alten Canyonfirstgang mit gewaltigem Luftzug heraus. Die weitere Erforschung wurde auf später aufgeschoben. Gesamtlänge der Höhle 9097 m.

-DG 5 (1511/867): die Höhle wurde vor 2 Jahren auf der Anhöhe südlich der Sommereckschneid entdeckt und heuer bis in 109 m Tiefe erforscht. Äußerst heftiger Luftzug, der eingesaugt wird, lässt größere Fortsetzungen vermuten. Derzeitiger Endpunkt sind 2 lehmige Canyons hart an der Grenze der Unpassierbarkeit. Die Höhle befindet sich über den westlichen Teilen der Gamskar-Eishöhle.

-Ottakringer-Eishöhle (1511/542): durch den Eisabbau in der Höhle wurde ein ca. 100 m tiefer Schacht frei, dessen Wände durchwegs aus geschichtetem Eis bestehen. Luftzug stammt aus einem Fenster in 35 m Tiefe, welches erpendelt werden konnte und wo in der Decke eines weiteren Schachtes die vermutliche Fortsetzung nur mit aufwendiger Bohrarbeit erreicht werden kann. Längenzuwachs knapp 200 m, Gesamtlänge 386 m, Gesamttiefe 117m.

-Steinwindeishöhle (1511/886): Höhle mit kräftigem Luftzug, dessen Eingang erst ausgegraben werden musste. Die Höhle ist 75 m tief und besitzt einen kleinen Eisteil. Der Eingang öffnet sich im gleichen Wandgürtel wie die Tümpelgrotte (1511/260). Gesamtlänge 123m.

Weiters konnten noch einige weitere Mittelhöhlen vermessen werden. Die Aussichten auf Fortsetzungen sind hier allerdings gering. (nach Peter Pointner, 9.2007)

Dienstag, September 04, 2007

Deutschland - Steinernes Meer - Leiterkopf

Kurzbericht über die einwöchigen Forschungen 2007 am Leiterkopf:
die jährlich vom VHM und der Höhlenforschungsgruppe Leiterkopf organisierte Forschungswoche am Leiterkopf fand dieses Jahr vom 28.7 bis 5.8.2007 statt. Die seit Jahren steigende Teilnehmerzahl erreichte dieses Jahr mit 16 Teilnehmern einen neuen Rekord.
Neben dem Expeditionsleiter Rainer Bornschlegl und dem Stammteam der letzten Jahre, Toni Müller, Elisabeth Zahner nahmen weitere VHM-ler (Klaus Schüttel, Matthias Hoffmann) , Guanos (Mirjam Halmen, Steffen van Recum, Frank Schlöffel), Troglobionten (Markus Kreuss) und Einzelpersonen (Alex Bengel, Frank Werner, Sonja, Manuel, Wolfgang, Heinz) im Wechsel teil.

Verglichen mit den Vorjahren lag die Neulandausbeute mit über 1 km erforschter und vermessener neuer Passagen deutlich höher.
-der Schneebläser (1331/657) stand wieder im Mittelpunkt unseres Interesses: hier konnten 398m Neuland erfasst werden, wodurch sich die Gesamtlänge des Schneebläsers auf 2148m erhöht; die grossraumigen Gänge tendieren wie schon in den Vorjahren, weiter in NW- Richtung, also Richtung Funtenseetauern und eröffnen auch für die kommenden Jahre die interessantesten Forschungsansätze. Hingegen gelang der erhoffte Anschluß der nahegelegenen Höhlen Brückenröhre und Rundschacht nicht.

Eine weitere Höhle, der Hohe Canyon (1331/656) wurde ebenfalls bearbeitet und konnte um 111m verlängert werden, so dass die neue Gesamtlänge bei 227m liegt, Tiefe - 90m.
Der neu entdeckte Weiße- Stein- Schacht (1331/739)wurde vollständig erforscht und vermessen und schließt mit einer Länge von 209m, bei einer Tiefe von -70m.
Die Bearbeitung einiger Kleinhöhlen, Nachvermessungen in bereits bekannten Höhlen und Oberflächenarbeiten rundeten die sehr interessante Forschungswoche ab (Frank Schlöffel, 9.2007).
http://www.troglophil.de/?section=cave&id=58 (Bilder Forschungen 2007)

1. Abstiegsteam am 5.8.07
2-5: neue Teile im Schneebläser



Samstag, September 01, 2007

Österreich - Hoher Göll - Hochscharte

The "Göll 2007" caving expedition.
The caving expedition in the Hoher Goell massif (Salzburg Limestone Alps, Austria), organized by the WKTJ caving club, has reached its end pretty successfuly on 28. July. Our group naturally continued works carried on by the previous seventeen Polish annual expeditions in Goell in Hochschartenhoehlensystem, which is composed of three caves - Unvollendeterschacht (1336/302), Hoehle der Sprechende Steine (1336/153) and Kammerschartenhoehle (1336/217).


Despite somewhat unstable weather that decided to surprise us with a 20-cm snowfall, the
primary goal of the expedition was achieved. As we had planned before, we have done
two bivouacs in the system. Our research, conducted from the ,,Kathedrale'' room
around 450 meters below the surface, resulted in finding overall 1.4 km of new
passages.

The last-year problems that we left in the eastern corridors were found to
be dead ends. We also did not have luck in searching for a continuation of wide
horizontal passages in the western direction, though we have discovered around 300
meters of connections that merged unexpectedly with two different, already known
parts of the cave. Fortunately, the most promising water led us to a gigantic
fissure-type formation at minus 770 - however our time in the system was over
and further research of this problem, as well a few other major "question marks",
was postponed until next year.

Meanwhile, in the Hochscharte pass sorroundings, we have found two new entrances
(1336/348 and 1336/349).
Despite a promising beginning, both ended with a carpet
of very thick and very old ice, at minus 100 and minus 75 meters respectively.
At the end of expedition, the ,,Schluckerschacht'' (1336/310) cave was also
visited for a few times. Favourable snow conditions allowed to descend to
a level of around 240 meters under the surface, which is 90 meters below
what was known formerly. If the weather permits, we are planning a short
reconnaisance in this cave that perhaps will explain more...

The event lasted for four weeks. Totally, 14 cavers from Poland took part
in the expedition, of which 12 were staying permanently at the upper camp -
and the remaining two helped us just for a while...
( Mateusz Golicz, Caving Club "Nocek", Expedition leader, 8.2007)
http://foto.nocek.pl/index.php?path=.%2F2007%2FGoll

http://hohergoll.pl/index.php?p=goll2007
http://wktj.poznan.pl




Deutschland - Reiteralm

Neue Riesenhöhle auf der Reiteralm (Bayerische Alpen)
Nachdem im Herbst 2005 die Verbindung von Eisrohrhöhle und Bammelschacht gelang, konnte das Eisrohrhöhle-Bammelschacht-System (1337/118) in der laufenden Saison auf über 5 Kilometer Gesamtganglänge erforscht werden und stellt damit die erste Riesenhöhle im Plateau der Reiteralm dar. Mit 5804 m Länge, bei einer Tiefe von 496 m, rangiert das Höhlensystem jetzt unter den 10 längsten und tiefsten Höhlen Deutschlands.
Der jüngste Längenzuwachs wurde vorwiegend in der südlichen Fortsetzung des "Riesenhöhlenniveaus" (1650 bis 1700 m ü NN) verbucht, in dem großräumige Hallen und für alpine Verhältnisse bemerkenswerte Sintervorkommen entdeckt werden konnten. Neben der Neulanderkundung steht derzeit ein vom VDHK unterstütztes Höhlenklimaprojekt im Fokus der Forschungen, für das derzeit 6 autonome Datenlogger Temperatur- und Windrichtungsdaten erfassen. (Max Wisshak, 8.2007)
Bilder/ Max Wisshak: Eisrohrhöhle- Bammelschacht- System