Alpine Caving News

Sonntag, Oktober 28, 2007

Österreich - Gesäuse - Hochtorgruppe

Speleo Alpin VI, Kat.- Gruppe 1712 (Gesäuse, Stmk.)
Bei den diesjährigen, durch Schneefälle stark behinderten Forschungen in der Hochtorgruppe vom
15.- 22.9. 2007 wurden rund 860 m Gangstrecken (besser: Schachtstrecken) in 5 bereits bekannten und 18 neuen Höhlen (richtiger: Schächten) aufgenommen.

Der Tellersackcanyon erreichte als nach wie vor größtes Objekt 325 m Tiefe bei 1220 m Ganglänge, er weist nun zwei bis in über 300 m Tiefe reichende Äste auf. Am Tiefstpunkt zieht ein wasserführender, großräumiger Schachtcanyon weiter in die Tiefe - allerdings hinter einem 200 m langen Engstellenmartyrium und dem nachfolgenden und unausweichlichen Wasserfall "Milkabrause".
Der Roßkarschacht erreichte rund 400 m Länge bei 85 m Höhenunterschied, der Schneekarschacht XI 130 m Länge und 50 m Tiefe.
Bemerkenswerte Neuentdeckungen sind die Seekarschächte XV (L 115, H -30) und XVI (L117, H -104) sowie der Ro�karschacht XV (L 125, H -72). Schön ist, dass in keinem dieser Objekte ein Ende erreicht wurde. Einige waren davon nur Ausweichziele für vom Neuschnee verdeckte Höhlen. Das höchstgelegen Objekt war der Kirchengratschacht I in 2270 m Seehöhe unweit des Gipfels des Gr. Ödsteins - hübsche 4 Stunden und 1400 Hm über nächstgelegenen Ausgangspunkt. In der Planspitz-Nordwand wurde ein großes sandsteinverfülltes Profil eines großen Paläo-Höhlenraumes entdeckt, und einige für die Gesäusehöhlen neue Tierarten konnten fotografiert werden.
Teilnehmer: Reinhard und Walter Fischer, Robert Fröhlich, Andreas Glitzner, Gerlinde und Eckart Herrmann, Erich Hofmann, Peter Kalsner, Walter Kogler, Simone Pysarczuk, Heli Roithner, Karl Stöger, Peter Straka


Bilder/ E. Herrmann, R. Fröhlich:



http://www.ogh.ch/cabe_vienna/

Schweiz - Rhätikon - Sulzfluh

Forschungen auf der Sulzfluh im August 2007 - Entdeckung der Eisfeldhöhe 2113/100:
Im Zeitraum vom 16.08. bis 19.08.2007 wurde nach einigen Jahren erneut ein Forschungslager auf der Tilisunahütte abgehalten. Unter den 9 Teilnehmern waren sowohl Mitglieder des Mitglieder des Karst- und Höhlenkundlichen Ausschusses des Vorarlberger Landesmuseumsvereins als auch der Ostschweizer Gesellschaft für Höhlenforschung und des Landesvereins für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich.

Ziel war vor allem eine ausdehnte Geländebegehung im Bereich der Weißplatte und der Sulzfluh, wobei für eine systematische Prospektion hochauflösende Orthofotos zur Verfügung standen. Um auch ja keine Lücken an der Oberfläche offen zu lassen, wurden Suchquadranten mit Hilfe von Steinmännern abgesteckt und per GPS lagerichtig eingemessen. Dieses System wurde bereits von den Schweizern vor einigen Jahren im Gebiet erfolgreich angewandt und wurde nun weitergeführt.
Insgesamt konnten während der vier Forschungstage 25 neue Objekte aufgefunden werden, wobei vier Höhlen genau vermessen wurden, darunter eine Mittelhöhle. Von einigen bereits bekannten Objekten konnten genaue Koordinaten erhoben werden. Mit der Entdeckung der so genannten Eisfeldhöhle kann das Forschungslager als durchaus sehr erfolgreich bezeichnet werden, da es sich dabei bis dato um die erste Höhle im zentralen Sulzfluhplateau handelt, die über mehrer Schachtstufen in ein größeres und daher erst ansatzweise erkundetes Horizontalsystem führt. Die aktuelle Ganglänge der Höhle beträgt 162 m bei einer Tiefenerstreckung von 59 m.
Etliche Fortsetzungen, welche zum Teil auch bewetter sind, sind vorhanden.
Teilnehmer: Uli Sagmeister, Emil Büchel, Rebecca Tsukalas, Paul Schmiedinger, Christoph Schurr, Alex Klampfer, Andreas Neumann, Yvo Weidmann, Silvia Trüb

Weitere Forschungen in der Eisfeldhöhle:
Bei zwei Touren in die erst im August dieses Jahres entdeckte Eisfeldhöhle konnten die bereits erkundeten Teile vermessen werden, wobei auch weiteres Neuland aufgefunden wurde. Der große Horizontalgang, welcher am Ende der Schachtreihe in rund 70 m Tiefe seinen Ansatz nimmt weist mehrere noch unbearbeitete Seitenstrecken auf. Die Hauptfortsetzung stellt ein großer bewetterter Schlot dar, an dessen Decke in rund 10 m Höhe zwei Gangansätze zu erkennen sind. Die aktuelle Ganglänge der Höhle beträgt 255 m, die Tiefe 76 m. Weitere Forschungen in diese äußerst interessante Höhle sind geplant. Teilnehmer: Herbert Flatz, Hans Stoxinger, Paul Schmiedinger, Rebecca Tsukalas, Alex Klampfer

http://www.ogh.ch/cave_vienna/
http://www.eigelb.at/?sID=203&Ing=1
http://www.lochstein.de/hoehlen/Ch/sulzfluh/sulzfluh.htm

Österreich - Kräuterin

Schönes Neuland in der Bärwies-Eishöhle 1812/11:
Nachdem im Juni dieses Jahres im Rahmen einer Vereinsfahrt eine Fortsetzung in 150 m Tiefe erkundet und teilweise vermessen wurde, wurde vom 6.-7.8.2007 im Bereich des sogenannten "Stiegenhauses" weitergeforscht. Nach einem kurzen Schachtabstieg folgen wieder größere horizontale Teile. Bemerkenswert in den neuen Teilen ist die starke Versinterung, welche jedoch größtenteils wieder durch Korrosion im Abbau begriffen ist. In Summe kamen 324 m Neuland hinzu.
Die Ganglänge der Bärwies-Eishöhle beträgt nun 6824 m.
Teilnehmer: M.Behm, M.Hammer, P.Kalsner, L.Plan

Bilder/Lukas Plan:

Österreich - Hochschwab - Polsterkar

Forschungslager auf der Hochalm (Hochschwab, Stmk., Katastergruppe 1744) vom 25.-29.8.2007:
Die Hochalm liegt auf 1600 m Seehöhe im NW des Hochschwabs und ist eines der abgeschiedensten Gebiete auf der Karsthochfläche. Im Rahmen von Karstkartierungen wurden hier in den letzten Jahren zahlreiche Schächte von L.Plan vermerkt. Ziel der diesjährigen Expediton war es, ausgehend von einem Zeltlager auf der Hochalm dieses Gebiet systematisch zu bearbeiten. Es wurden 13 neue Höhlen aufgenommen, wobei die Pol-Monster-Doline, deren Einstieg auf 2050 m liegt, hervorsticht. Der Einstiegstrichter hat 100 m x 70 m Durchmesser und bricht an einer Seite 60 m senkrecht ab. Am Grund konnte ein Schneekegel überwunden werden, wobei dahinter ein stark bewetterter und großräumiger Canyon ansetzt. Dieser wurde bis in 150 m Tiefe verfolgt und setzt sich fort. Am 4. Tag der Expedition kam es zu einem schweren Unfall. Eine Teilnehmerin stürzte in einen 13 m tiefen Tagschacht und zog sich schwere Kopfverletzungen zu. Sie wurde mit dem Hubschrauber in die Intensivstation des LKH Bruck an der Mur geflogen. Glücklicherweise erholt sie sich rasch und ist auf einem guten Weg der Besserung.
Teilnehmer: Y.Baron, Joska ?, ?, M.Behm, M.Hammer, A.Klampfer, L.Plan, D.Sulzbacher, E.Zakharova
Bilder/ A. Klampfer:

Österreich - Totes Gebirge - 'in den Karen'

Forschungen im Burgunderschacht (1625/20) - Bereich Glykolschacht - Tauplitz-Schachtzone
Eine 4-tägige Biwaktour vom 29.9-2.10.2007 in den Höhlenteil Glykolschacht brachte leider nur 86 m Ganglängenzuwachs. Die erhoffte Verbindung zum Canyonschacht scheiterte an mehreren Engstellen. Stützpunkt war das Grisu-Biwak in 330 m Tiefe. Mehrere Fortsetzungen sind noch vorhanden, jedoch gestaltet sich das Weiterkommen schwieriger als erwartet. Die Tour wurde auch dazu benutzt, die Einbauten zu verbesseren und diverse Altlasten aus der Höhle zu entfernen.

Die Ganglänge des Burgunderschachtes beträgt nach dieser Tour 20247 m.
Teilnehmer: M.Behm, M.Hammer
http://www.ogh.ch/cave_vienna/

Dienstag, Oktober 09, 2007

Österreich - Totes Gebirge - 'in den Karen'

Tief unter dem Gr. Tragl - Ozonloch 1625/406
Vom 04. bis 06. Oktober 2007 konnte wieder einmal eine Forschungstour in das Ozonloch durchgeführt werden.
Die insgesamt 51-stündige Tour unternahmen Peter Jeutter und Robert Seebacher, wobei das Biwak in 460 m Tiefe als Stützpunkt für die Forschungen diente.
Am ersten Tag wurde bis zum Biwak abgestiegen und ein direkt dahinter beginnender Horizontalgang weiter erforscht. Die relative Nähe zu den Gängen des Sonnenleiterschachtes machen diesen Höhlenteil besonders interessant. Teilweise fehlen nur noch etwa 70 m horizontal und wenige Meter vertikal zwischen den beiden Höhlen. Der Versuch eine mit zähem Lehm verstopfte Fortsetzung aufzugraben scheiterte. Ebenso erbrachte der Aufstieg in einen Seitenkolk kein brauchbares Ergebnis. Bei der dritten Fortsetzung gelang es aber weiter vorzustoßen. Hier war aber auch leider bald eine ohne Bohrmaschine unüberwindliche Kletterstelle erreicht. Kräftige Wetterführung machen diesen Ansatz aber zum Hoffnungsträger für eine mögliche Verbindung.
Am zweiten Forschungstag ging es in die bisher tiefsten Teile der Höhle. Der bereits bei der letzten Tour entdeckte Bach schüttete diesmal noch mehr (~ 20-30 l/s) und so verzichteten wir auf einen Abstieg in den Endschacht bei -591 m.
Stattdessen gingen wir daran, den großen bei -570 m, in Richtung NW ziehenden Gang weiter zu erforschen.
Zu unserem Entsetzen endete der schöne Tunnel bereits nach etwa 50 m an einem Lehmverschluss, bzw. an zwei Siphonen, aus denen der Bach austritt. Es gelang uns aber glücklicherweise über einen etwa 8 m hohen Schlot in eine obere Etage vorzudringen. Hier dominieren schöne phreatische Profile und vorerst trockener Lehmboden. Bald ändert sich aber das Gepräge des Ganges. Es geht ständig mit etwa 20 Grad Neigung nach oben, wobei in der Gangsohle ein Canyon ausgebildet ist. Alles ist mit glitschigem Lehm überzogen und es gibt kaum brauchbare Griffe oder Tritte. So kämpften wir uns die schnurgerade, etwa 80 m lange Passage nach oben, der wir den Namen "Unbegehbarer Gang" gaben. Messzüge mit bis zu 26 m Länge entschädigten uns aber für die Mühen. Bei einem Knick in Richtung SW schien der Gang wieder angenehmer zu werden. Leider folgte aber schon nach wenigen Metern eine lehmige Schachttraverse und ein 4 m hoher Aufstieg. Hier ging dann unser letztes Stück Seil zu Ende und der gleich darauffolgende 5 m Abstieg musste mittels Steig- und Sicherungsschlingen überwunden werden. Eine weitere Kletterstelle konnte über ein Bodenloch umgangen werden, wodurch wir wieder in einen größeren Gang gelangten. Wieder Schnurgerade zieht ab hier eine schöne Passage weiter unter den Gipfelaufbau des Gr. Tragl hinein. Am Boden donnert in einem tiefen Canyon der "Traglbach". Der Gang mündet schließlich in eine Querkluft, wobei das Wasser aus Richtung NO aus einem engen Spalt austritt. In Richtung SW setzt sich die Kluft geräumig fort und konnte bis zu einer über 10 m hohen Kletterstelle verfolgt werden. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit bzw. wegen Materialmangel war für uns hier diesmal Schluss. Der Abschnitt "Unbegehbarer Gang – Traglbach" überwindet eine Horizontalerstreckung von mehr als ¼ km und einen Höhenunterschied von + 100 m. Der erreichte Endpunkt liegt bereits weit unterhalb des Gr. Tragl (2179 m), nur noch etwa 200 m SO des Gipfels. Somit ist es uns erstmals in diesem Gebiet gelungen unter die Gipfelkette des Löckenkogel-Tragl-Zuges zu gelangen. Offene Fortsetzungen und deutliche Wetterführung lassen auf weitere Entdeckungen in diesem Bereich hoffen.
Insgesamt wurden 440 m Neuland vermessen, wodurch sich für das Ozonloch eine neue Gesamtlänge von 2.345 m ergibt. Die Tiefe blieb mit -591 m vorerst unverändert (Robert Seebacher, 10.2007) .
Bilder/Robert Seebacher:
1. Einstiegsschacht
2. im Schweizer-Käse- Land
3. unter dem Tragl
4. wieder am Einstieg